Insolvent während der Platzierung

Minerva ohne Erfolg bei Anleihenverkauf

Minerva, die römische Göttin der Weisheit stand Pate bei der Namensgebung. Doch anscheinend waren die Anleger weiser, als dem Anbieter lieb war. Sie vertrauten den Zinsversprechen von 5,75 Prozent für vier Jahre und 7,4 Prozent bei acht Jahren nicht. Aus dem Ziel, bis zu 65 Millionen Euro einzusammeln, wurde nichts. Nur Monate nach der Gestattung des Verkaufsprospektes durch die BaFin hat die Emittentin einen Insolvenzantrag gestellt.

Angebot. Der Verkaufsprospekt für zwei nachrangige Schuldverschreibungen trägt mit Datum 28. Oktober 2016 die Unterschrift von Matthias F. Altieri. Gesucht wurden 21 Millionen Euro zuzüglich fünf Prozent Agio für vier Jahre (MEI 4 Plus) und weitere 42 Millionen Euro plus Agio für acht Jahre (MEI 8 Plus). Konkrete Assets gab es keine. Ziel war die Investition in Erneuerbare Energie-Projekte und Infrastruktur.

Wie viel Kompetenz ist wirklich da?
Quelle: Homepage micapa.eu, Minerva Capital Partners

Pressemitteilung. Komplett unseriös ist eine über die Agentur 360concept verteilte Pressemitteilung. Sie beginnt mit einer zweifelhaften Assoziation: „ Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat nachhaltige Anlagemöglichkeiten für Privatpersonen der MINERVA Gruppe genehmigt.“ Im Text selbst geht es weiter: „Auf diese Bedürfnisse hat die MINERVA Gruppe ihre BaFin genehmigten Produkte zugeschnitten.“ Dabei regelt das Vermögensanlagengesetz in Paragraph 13 Absatz 4 ganz klar: „Eine Werbung für öffentlich angebotene Vermögensanlagen darf keinen Hinweis auf die Befugnisse der Bundesanstalt nach diesem Gesetz enthalten.“

Insolvenzantrag. Am 24. August 2017 hat das Amtsgericht Trier über einen Insolvenzantrag entschieden. Unter dem Aktenzeichen 23 IN 90/17 wurde die vorläufige Verwaltung des Vermögens der Zweite MINERVA Energie & Infrastruktur GmbH durch eine Insolvenzverwalterin angeordnet. Zu den Ursachen war niemand von Minerva erreichbar. Der Mitarbeiter eines Call-Centers wusste noch nichts von dem Insolvenzantrag. Etwas in der Defensive erzählte er von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Dazu dann konkreter befragt, hat er auf die Geschäftsführung verwiesen. Er wüsste nur, dass an den Vorwürfen „nichts dran sei“. Eine offizielle Stellungnahme wurde trotz Bitte nicht zur Verfügung gestellt.

Loipfinger’s Meinung. Das Firmengeflecht um Minerva und Matthias Altieri ist international und etwas kompliziert. Trotzdem fand Altieri noch Zeit, als CSO bei Mounting Systems GmbH zu arbeiten. Im Februar 2017 wurde vom Geschäftsführer Michael Sehner seine vorzügliche Expertise im PV-Markt gelobt. Lange hielt das aber nicht. Am 27. September 2017 hat das zu den weltweit größten Produzenten von Gestellsystemen und Modulrahmen für Photovoltaik- und Solarthermieanlagen zählende Unternehmen das Erlöschen der Prokura von Altieri verkündet. Leider war niemand erreichbar, um ein paar Hintergründe zu erfahren.


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