U-Haft. Im Grunde war es eine Frage der Zeit, wann Heinz R. in Untersuchungshaft genommen wird. Laut Oberstaatsanwältin Anne Leiding wurde er gestern in München festgenommen und wegen Flucht- sowie Verdunklungsgefahr in die Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim gebracht. Bereits im Mai hat die Staatsanwaltschaft München I Ermittlungen gegen aktuelle und frühere Geschäftsführer der Grünwalder Containerfirmen bekannt gegeben.
Ermittlungsstand. Auf Nachfrage erklärte Anne Leiding gegenüber investmentcheck, dass die Arbeitsgruppe Container seit Aufnahme ihrer Tätigkeit 270 ausgewählte P&R-Anleger vernommen hat. Nach Abschluss dieser Vernehmungen ergab sich nun ein hinreichender Tatverdacht. Der Schaden bei diesen 270 Anlegern wird auf 17,9 Millionen Euro geschätzt.
Steuersorgen. Entgegen der bisherigen Praxis hat das Finanzamt eines P&R-Anlegers die bisherige Veranlagungspraxis geändert: „Die Handhabung in den Vorjahren ist dahingehend fehlerhaft, es gilt Abschnittsbesteuerung, sodass für dieses Jahr eine Verlustfeststellung erstellt wird.“ Dabei geht es darum, dass die Verluste aus der Vermietung der Container aufgrund der Abschreibungen nicht mehr mit den Gewinnen aus den Verkäufen in 2017 verrechenbar sind. Das Finanzamt hat dem Steuerpflichtigen also die negativen Ergebnisse als „nicht ausgleichsfähige Verluste“ qualifiziert und dementsprechend die „Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften“ in voller Höhe für die Berechnung der Steuerschuld herangezogen. Axel Rathgeber, Fachanwalt für Steuerrecht in der Kanzlei Mattil aus München, will das nicht hinnehmen. Er vertritt den Mandanten gegen das Finanzamt und ist zuversichtlich damit erfolgreich zu sein. Er rät auch allen anderen Investoren, denen ähnliches passiert, Einspruch einzulegen und die Änderung der bisherigen Steuerpraxis – wenn es sein muss – vor Gericht anzufechten.
Loipfinger’s Meinung. Es wurde Zeit, dass dem gefühlten Gerechtigkeitsempfinden der geschädigten Anleger genüge getan wird. Wenn jemand für die offenbar stattgefundenen Betrügereien verantwortlich ist, dann der Firmengründer. Seine Affinität zu Steueroasen (Investmentcheck berichtete zum Beispiel über Firmen auf den Bermudas) ist bekannt. Seine Kontakte in die Schweiz und nach Österreich ebenfalls. Immerhin ist Heinz R. gebürtiger Österreicher. Und da er in letzter Zeit nun auch noch die Bestrebungen der Insolvenzverwalter zu Lasten der geschädigten Anleger torpediert hat, ist die Konsequenz nur logisch. Bei den eventuell nun drohenden Steuerproblemen wird das nicht helfen. Deren Schaden würde dadurch noch größer werden. Die Wut entsprechend auch.
Bisherige P&R-Berichterstattung (chronologisch):
– Kleine Anfrage, große Blamage (12. September 2018)
– Langjährige Insolvenzverschleppung bei P&R? (3. September 2018)
– Forderungsanmeldung könnte übervorteilen (16. August 2018)
– P&R war ein Schneeballsystem (24. Juli 2018)
– Das Bermuda-Dreieck von P&R (10. Juli 2018)
– Weiterer Fahrplan im P&R-Insolvenzverfahren (25. Juni 2018)
– Blamage für die BaFin (9. Juni 2018)
– Auffällig viele Veränderungen in 2017 (4. Juni 2018)
– Rund 2,5 Milliarden Euro vernichtet (17. Mai 2018)
– Falsche Eigentumszertifikate (12. Mai 2018)
– Gebrauchtcontainer als neu verkauft (6. Mai 2018)
– Weit über 50.000 falsche Steuererklärungen? (5. Mai 2018)
– P&R – Eigentum und Eigentumszertifikate (4. Mai 2018)
– Haftet die BaFin im Fall P&R? (3. Mai 2018)
– Weitere Insolvenzanträge bei P&R (27. April 2018)
– Erste traurige Wahrheiten (18. April 2018)
– P&R –Schwindeleien gehen weiter (26. März 2018)
– Insolvenzanträge bei P&R (19. März 2018)
– Wie groß ist das Feuer unterm Dach? (8. März 2018)
– Buch „Achtung, Anlegerfallen!“ ab Seite 221 (erschienen 27. Februar 2018)
– Fragwürdige Mietunterdeckungen bei P&R (26. Juni 2017)
– Bestätigungsvermerke nur mit Einschränkungen (22. Juli 2016)