Gläubigervertreter bei PIM Gold

Insolvenzgericht hat vorläufigen Gläubigerausschuss bestellt

Das Insolvenzgericht im Fall PIM Gold hat einen fünfköpfigen vorläufigen Gläubigerausschuss bestimmt. Vier davon sind Rechtanwälte geschädigter Anleger. Sie unterstützen und kontrollieren den vorläufigen Insolvenzverwalter, der viel Arbeit vor sich hat. Er muss eine chaotische Buchhaltung aufarbeiten und weitere Vermögenswerte aufspüren. Derzeit sind nur rund 500 Kilogramm von 3,4 Tonnen Gold vorhanden.

Vergangenheitsbewältigung. Das Chaos in der Buchhaltung von PIM Gold ist nicht neu. Jetzt hat es der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Renald Metoja noch einmal bestätigt. Er und sein Team sichten und analysieren derzeit die Buchhaltung, die „allerdings nicht auf dem aktuellen Stand und für die Jahre 2018 und 2019 lückenhaft ist“. Er sichert momentan außerdem die elektronischen Daten von Festplatten und Servern sowie den E-Mail-Verkehr. Schließlich muss Metoja detektivisch Zahlungsströme nachvollziehen und den Verbleib von Vermögen klären: „Im Vordergrund unserer Arbeit steht jetzt das Aufspüren und die Sicherung von Vermögenswerten.“ Metoja betonte, dass es dauern wird, bis er sich einen umfassenden und belastbaren Überblick verschafft hat. „Wir müssen alle Daten und Informationen mit der gebotenen Skepsis behandeln und uns ein eigenes Bild machen“, so der vorläufige Insolvenzverwalter. „Das ist eine Fleißarbeit, die voraussichtlich Wochen in Anspruch nehmen wird.“

Hier glänzt schon lange nichts mehr
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Bild: Firmenschild vor der Firmenzentrale in Heusenstamm

Goldbestände. Wie Investmentcheck vergangene Woche schon meldete, beträgt der bisher sicher gestellte Bestand mehr als die bekannten 218 Kilogramm (Mehr Gold vorhanden). In einer Pressemitteilung schätzt er die Gesamtmenge auf rund 500 Kilogramm Gold. Aber auch andere Edelmetalle sind bei dem sichergestellten Schmuck verarbeitet worden, weshalb alle Zahlen über vorhandene Vermögenswerte nur vorsichtige Annahmen sind: „Die Echtheit dieser Bestände sowie die exakten Mengen und Werte werden im späteren Verlauf des Verfahrens von einem Gutachter geprüft.“ Metoja geht außerdem zahlreichen Hinweisen über mutmaßliche Vermögensverschiebungen nach. Einige sind anonym erfolgt. Andere stammen von ehemaligen Mitarbeitern oder anderen dem Unternehmen nahestehenden Personen aus Deutschland, dem europäischen Ausland oder der Türkei. „Wir gehen sämtlichen Hinweisen nach und stehen in engem Austausch mit der ermittelnden Staatsanwaltschaft“, sagte Metoja.

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Gläubigerausschuss. Wie bei Insolvenzen mit einer großen Zahl von Gläubigern üblich, wurde vom Insolvenzgericht ein vorläufiger Gläubigerausschuss bestimmt. Dieser ist Vertretungsorgan der Anleger und unterstützt den vorläufigen Insolvenzverwalter. Auch die Kontrolle des Verwalters gehört zu den Aufgaben des Gremiums. Namen nennt Metoja nicht, da es sich um ein nicht öffentliches Verfahren handelt. Nur allgemein führt er aus: „Das fünfköpfige Gremium setzt sich zusammen aus Vertretern der besicherten und unbesicherten Gläubiger sowie der Arbeitnehmer.“ Investmentcheck hat die Namen allerdings bei insolvenzbekanntmachungen.de gefunden:
– Diana Kodek (Arbeitnehmervertreterin)
– Rechtsanwalt Peter Mattil von der Kanzlei Mattil, München
– Rechtsanwalt Marvin Kewe von Tilp Rechtsanwaltsgesellschaft, Kirchentellinsfurt
– Rechtsanwalt Dr. Thomas Pforr von Pforr Rechtsanwälte & Kollegen, Bad Salzungen
– Rechtsanwalt Daniel Vos von der Kanzlei Müller Seidel Vos, Köln

Loipfinger’s Meinung. Die Benennung eines vorläufigen Gläubigerausschusses ist gut und wichtig, da damit eine Kontrolle für den vorläufigen Insolvenzverwalter geschaffen wurde. Mit den Kanzleien Mattil, Müller Seidel Vos und Tilp sind auch drei namhafte Anlegerschutzkanzleien vertreten. Pforr als Vertreter der von ehemaligen Vertriebsdirektoren gegründeten Interessensgemeinschaft IG PIM Gold dürfte am meisten Anlegermandate haben.

Goldforum. Nach den früheren Beiträgen haben sich schon eine Reihe von PIM-Anlegern bei Investmentcheck gemeldet, um sich untereinander austauschen zu können. Deshalb gibt es ein geschlossenes Forum unter investmentcheck.community. Dort können sich Anleger kostenlos eintragen.

Bisherige PIM-Berichterstattung (chronologisch):
– Mehr Gold vorhanden: Bei PIM wurde mehr Gold sichergestellt als bisher angenommen, 7. Oktober 2019
– Vorläufiger Insolvenzverwalter bei PIM Gold bestimmt, 1. Oktober 2019
– Insolvenzanträge bei PIM Gold,
Rund 10.000 Anleger zittern um 150 Millionen Euro, 28. September 2019

– Mindestens 1,9 Tonnen Gold sollen fehlen, 12. September 2019
– Gewerbsmäßiger Betrugsverdacht bei PIM-Gold, 7. September 2019
– Stoff für einen Krimi: PIM Gold muss sich gegen den Verdacht der Geldwäsche wehren, 19. Juli 2019
– Eine Scheideanstalt, die keine ist: Bei PIM-Gold trübt sich der Glanz, 18. Juni 2019
– Wacht der Tiger langsam auf?, Die BaFin hat 3 weitere Fälle fehlender Verkaufsprospekte veröffentlicht, 29. November 2018

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