„Enorme Herausforderungen“

UDI räumt Probleme bei den Biogasprojekten ein

Die Hiobsbotschaft an UDI-Anleger ist sperrig überschrieben: „Zusatzinformation der te-Gruppe zu ausgereichten Mitteln in Biogasprojekte der Marke UDI“. Das Versprechen von Informationen wird aber UDI-typisch mal wieder nicht erfüllt. Vielmehr sind vor allem Worthülsen und wenig Konkretes zu lesen. Andererseits ist der Tenor klar: Die Probleme mit den Biogasprojekten sind enorm und die Rückzahlung der Anlegergelder ist alles andere als gesichert.

Technik. Durch eine mehrere Monate andauernde Analyse der bestehenden Erneuerbaren-Energien-Anlagen kamen erhebliche technische Probleme zu Tage: „Dabei wurde festgestellt, dass viele Anlagen einen Reparaturstau aufwiesen und erhebliche Nachinvestitionen erforderlich sind, um eine Wirtschaftlichkeit der Anlagen mittelfristig wieder zu ermöglichen. Entsprechend wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket abgeleitet, um den Reparaturstau der Anlagen zu beseitigen, die technische Performance der Anlagen zu erhöhen und die Substratbeschaffung zu verbessern.“ Vor allem bei älteren Biogasanlagen bestehen „erhebliche technische und kommerzielle Herausforderungen“. Von den Herstellern, die zum Teil mittlerweile nicht mehr existieren, wurden angeblich Leistungen versprochen und nicht gehalten und die Lebensdauer von Komponenten zu hoch angegeben. Namen, Beträge oder konkrete Maßnahmen hat UDI allerdings nicht genannt. Eine Nachfrage von investmentcheck an Stefan Keller blieb unbeantwortet.

Sitz der UDI im Franken Campus in Nürnberg
Hinter diesen Türen werden viele wichtigen Informationen für Anleger zurück gehalten
Bild: Eingang in die UDI-Zentrale in Nürnberg
Quelle: Stefan Loipfinger

Auswirkungen. So nebulös die Beschreibung der Probleme ausfiel, so unpräzise sind die Ausführungen zu den Konsequenzen. Nichts Gutes erahnen lässt hingegen ein Hinweis auf vorliegende Leistungsstörungen: „Bei verschiedenen Nachrangdarlehen, die in Biogasanlagen Gelder ausreichten, kam und kommt es weiterhin zu Verzögerungen bei der Zinszahlung und der Tilgung.“ UDI-Chef Keller lobt sich trotzdem, weil die te-Gruppe zur Umsetzung notwendiger Maßnahmen „einen höheren Millionenbetrag aus eigenen Mitteln zur Verfügung gestellt“ hat. Doch wo kommen diese „eigenen Mittel“ der te-Gruppe her? Per Ende 2017 waren beispielsweise über neun Millionen Euro Anlegerkapital von verschiedenen UDI-Gesellschaften an die te management GmbH ausgeliehen. Keller sollte deshalb auf Nachfrage sagen, ob in den „eigenen Mitteln“ indirekt auch Anlegerkapital enthalten ist. Eine Antwort hat er aber nicht gegeben.

Verantwortung. Für Verständnis und Geduld wirbt Keller bei den Anlegern auch mit dem Hinweis, dass er selbst für die Probleme nicht verantwortlich sei. Damit schiebt er im Grunde den Schwarzen Peter seinem Vorgänger Georg Hetz zu: „Um es abschließend nochmals klar zusammenzufassen: Die te-Gruppe hat das Anlagen-Portfolio unter der Marke ‚UDI‘ und die damit verbundenen Kapitalanlagen Ende 2018 in dem damals vorliegenden Zustand übernommen.“ Damit stellt er mögliche Versäumnisse von Hetz in den Raum. Wenn Keller es wirklich ehrlich meinen würde mit den Anlegern, dann würde er Fragen nach einer rechtlichen Verantwortung aufwerfen. Stattdessen wollte er nicht einmal mitteilen, ob es sich wirklich um Versäumnisse handelt.

Reportings. Keller verspricht regelmäßig Transparenz. In seinem Rundschreiben hat er regelmäßige Reportings „über den Verlauf der Umsetzungsmaßnahmen bei den Biogasanlagen in den UDI-Finanzinstrumenten“ versprochen. Die letzten würden auf August und November 2019 datieren. Von investmentcheck befragte Anleger kannten diese nicht. Schließlich gelang es aber, den Report von August zu erhalten. Den Report von November kannte niemand. Angeblich ist er nicht wie versprochen im Kunden-Login-Bereich abrufbar. Viel Konkretes enthält aber auch der August-Report nicht. Eine Reihe von Anlagen würde nun vom Betreiber WELtec Biopower GmbH geführt. Geschäftsführer Jens Albartus wird damit zitiert, dass er sich freut „seit Mai für sieben Biogasanlagen die Betriebsführung“ übernommen zu haben. Oberflächlich beschrieben sind einzelne Maßnahmen. Vieles bleibt aber unklar, so dass die Feststellung am Ende des Reports nicht unterschätzt werden darf. Dort ist von einer mittelfristigen Beeinträchtigung der Projektgesellschaften die Rede, „Zinszahlungen aus den Nachrangdarlehen vornehmen zu können“.

Loipfinger’s Meinung. Transparenz ist ein positiv besetzter Begriff. Menschen wie Stefan Keller von UDI verwenden ihn allerdings in einer derart abgedroschenen Art und Weise, dass er zunehmend entwertet wird. Sie nennen transparent, was gerade mal einer homöopathischen Dosis an Information entspricht. Das mag reichen, wenn es um kleine Blessuren oder um ein gewisses Wohlfühlgefühl durch Placebo-Effekte geht. Als Krebstherapie bei einer entsprechend substanziellen Diagnose ist es aber Scharlatanerie. Wem das zu hart klingt, der kann es zumindest als Heuchlerei bezeichnen.

Die gesammelte UDI-Berichterstattung bei investmentcheck ist [hier] abrufbar. Wenn Sie sich gerne mit anderen Betroffenen austauschen möchten, können Sie sich kostenlos bei dem nicht öffentlichen Forum investmentcheck.community eintragen.

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