Umbruch bei Leonidas

Interessensgemeinschaft von Anlegern wehrt sich erfolgreich

Vor einigen Wochen hat Leonidas bei vier Fonds zur Abstimmung über einen Verkauf von Windparks in Frankreich aufgerufen. [IC berichtete: Undurchsichtige Verkaufsabsichten] Jetzt gibt es deutlichen Gegenwind von Anlegern, die sich in einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Sie wollten die Verkäufe unbedingt verhindern. Das ist gelungen. Zum Teil durch entsprechende Nein-Abstimmung, zum Teil durch personelle Veränderungen bei Leonidas-Gesellschaften. Ralf Schamberger ist kein Vorstand mehr bei der Leonidas Associates AG und Antje Grieseler nicht mehr Geschäftsführerin bei der Leonidas Treuhand GmbH.

Interessensgemeinschaft. Schon vor drei Wochen haben sich Anleger bei Investmentcheck gemeldet und von den Verkaufsabstimmungen berichtet. Sie baten um Unterstützung, um eine schlagkräftige Anlegergemeinschaft zu formieren und die völlig undurchsichtigen Verkaufsabsichten von Antje Grieseler und Ralf Schamberger zu stoppen. Nachdem das gelang, sind nun weitere Schritte geplant, um endlich belastbare Informationen über die Fonds und die Windparks zu erhalten. Dazu sucht die Interessensgruppe noch weitere Unterstützung und bittet betroffene Anleger um Kontaktaufnahme mit der Kanzlei Metis Rechtsanwälte aus Frankfurt. Dr. Florian Wettner betreut die Gemeinschaft und wird weitere Schritte koordinieren.

Leonidas will verschiedene Windparks in Frankreich verkaufen
Der Verkaufsprozess für verschiedene Leonidas-Windparks in Frankreich ist vollkommen undurchsichtig Bild: Stefan Loipfinger, Windpark in Andalusien Sommer 2019

Leo XIII. Trotz massiver Anstrengungen durch zahlreiche Anleger und Vermittler ist das Abstimmungsergebnis zu dem geplanten Verkauf von drei Windparks denkbar knapp ausgefallen. Von 17.627 vertretenen Anteilen (99,4 Prozent des Gesamtkapitals) wurden 9.111 oder 51,7 Prozent mit nein gezählt. Immerhin 8.042 (45,6 Prozent) Stimmen waren für einen Verkauf. Die restlichen Anleger enthielten sich oder deren Abstimmungsbögen waren ungültig. Spannend wäre allerdings zu wissen, wie die Leonidas Treuhand als Vertreterin der passiven Anleger votierte. Das erschließt sich nicht aus dem Schreiben der Geschäftsführung an die Anleger. Antje Grieseler, Sophie Tröschel und Ralf Schamberger teilten nur mit, dass die Beschlussvorlage wegen der erforderlichen Mehrheit von 50 Prozent nicht angenommen wurde.

Informationsbedarf. Rechtsanwalt Wettner ist sehr froh über das Abstimmungsergebnis, da er den Verkaufsprozess als grob fehlerhaft bezeichnete. In einem Investmentcheck vorliegenden Schreiben forderte Wettner die Geschäftsführung des Leonidas Fonds XIII auf, umfangreiche Informationen vorzulegen, damit eine qualifizierte Verkaufsentscheidung überhaupt erst möglich wird. Als satzungswidrig bezeichnete er die Form der schriftlichen Beschlussfassung. Er widersprach der Geschäftsführung, dass kein dringender Aussprachebedarf bestehe, weil nicht „ansatzweise diejenigen Informationen“ vorlagen, die „für eine sachgerechte und informierte Entscheidung über den in Rede stehenden Verkauf“ notwendig gewesen wären. Er mahnte die Einholung und Offenlegung eines unabhängigen Wertgutachtens an. Auch die Nennung des potenziellen Käufers sowie die Offenlegung jeglicher Interessenskonflikte und Kosten im Zusammenhang mit dem Verkauf forderte Wettner. Die Fondsgeschäftsführung sollte weiterhin erklären, warum als Stichtag für den Übergang von Verkäufen der 1. Januar 2020 vorgesehen war, wodurch der Erwerber den gesamten Gewinn des Jahres 2020 erhalten hätte.

Leo XIV. Ein deutlich klareres Votum gaben die Investoren beim Fonds XIV ab. Dort gab es 7.137 Nein-Stimmen (61,4 Prozent), weshalb auch hier die Beschlussvorlage als nicht angenommen gilt. Für den Fonds XII, dessen Abstimmungsergebnis noch nicht bekannt ist, kann folglich ebenfalls Entwarnung gegeben werden. An dem dort gehaltenen Windpark Tramomarina ist auch der Fonds XIV beteiligt. Da der potenzielle Käufer nur Interesse an 100 Prozent der Anteile bekundete, scheitert ein Verkauf schon an dieser Querverbindung.

Leo XVI. Einen weiteren Erfolg verzeichnete die Interessensgemeinschaft schon vergangene Woche, als Ralf Schamberger und Antje Grieseler den Anlegern mitteilten, dass beim Fonds XVI kein Verkauf stattfinden wird: „Da bisher bereits Weisungen von über 75 % der möglichen Stimmen eingegangenen sind und sich eine nahezu eindeutige Entscheidung abzeichnet, wollen wir Sie auf diesem Wege kurz vorab darüber informieren, dass es nicht zum Verkauf des Windparks kommen wird.“ Fast schon beleidigt wirkte die dann noch eigentlich frohe Botschaft bezüglich einer Ausschüttung: „Zudem erhalten Sie bis spätestens Mitte Oktober die Ausschüttung in Höhe von 9,2 % bezogen auf das Eigenkapital. Soweit zur Information.“ Davon stand in den angeblich ausreichenden Informationen für den Verkaufsbeschluss aber nichts. Stattdessen war dort zu lesen, dass der Verkauf der Beteiligung beziehungsweise des Windparks „buchhalterisch zum 01.01.2020“ erfolgen sollte. Wie viel im Falle eines Verkaufs die Anleger wohl von diesen 9,2 Prozent gesehen hätten?

Personalien. Neben diesen Abstimmungsergebnissen können sich Anleger auch über einige Personalien freuen. So hat vor einigen Tagen der Aufsichtsrat der Leonidas Associates AG beschlossen, mit Dr. Alexander Deicke einen neuen Vorstand zu bestellen. Wie dieser auf Anfrage bestätigte, läuft derzeit das formale Bestellungsprocedere und der bisherige Vorstand Ralf Schamberger hat sein Amt niedergelegt. Außerdem bestätigte Deicke, dass bei der Leonidas Treuhand GmbH Antje Grieseler keine Geschäftsführerin mehr ist.

Loipfinger’s Meinung. Die von Antje Grieseler angestoßenen Verkaufsabstimmungen waren völlig indiskutabel und werfen massive Fragen nach deren Motivation auf. Alexander Deicke als neuer Vorstand der AG übernimmt ein schwieriges Amt, für das er aber als Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht die Voraussetzungen mitbringt. Wie schwierig die Ausübung seines Vorstandspostens werden könnte, erfuhr er schon vor Ort, als man ihm den Zugang zu den Büros verweigerte. Antje Grieseler hat außerdem laut Deicke der AG die Büroräume gekündigt. Sie will ihm offensichtlich das Leben so schwer wie möglich machen. Die Anleger sollten deshalb unbedingt darüber nachdenken, ob sie einer Antje Grieseler weiterhin die Fondsgeschäftsführungen anvertrauen wollen.

Forum. Neben der Interessensgemeinschaft tauschen sich Anleger rege in dem neu eingerichtetes Leonidas-Forum unter investmentcheck.community aus. Dort können Betroffene einzelne Fragen diskutieren. Das kostenlose Forum ist nicht öffentlich einsehbar und nur nach Registrierung zu nutzen.

Weitere Leonidas-Berichte. Nachfolgende Berichte zu Leonidas sind bereits erschienen:
Undurchsichtige Verkaufsabsichten: Leonidas-Anleger sollen über Verkauf mit Verlust abstimmen, 15. September 2020
Dramatische Ausschüttungslücken: Leonidas missachtet reihenweise Transparenzvorschriften, 21. Juli 2020

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