Treuhänder wehrt sich

Einige Gesellschafterversammlungen bei Leonidas sollen wiederholt werden

Kürzlich ließ das Fondsmanagement bei Leonidas über zum Teil völlig veraltete Geschäftsjahre abstimmen. Beim Leo Fonds XVII sollten die Anleger beispielsweise den Jahresabschluss 2015 beschließen. Klar, dass diese schon wegen der zeitlichen Diskrepanz dem Fondsmanagement gegenüber kritisch eingestellt sind. Und jetzt soll auch noch die Abstimmung wiederholt werden, weil angeblich der Treuhänder seine Stimmen verspätet abgab. Dieser wehrt sich nun und sieht darin eine Ausrede, weil die Investoren mehrheitlich gegen eine Entlastung gestimmt hätten.

Beiräte. Schon seit Jahren versuchen Leonidas-Anleger Beiräte in ihren Fonds zu installieren, um die Geschäftsführung besser zu überwachen. Da dies allerdings nie umgesetzt wurde, haben einige Investoren zuletzt damit gedroht, die Anlegeradressen heraus zu klagen und dann die entsprechenden Beschlüsse herbeizuführen. Antje Grieseler und Ralf Schamberger als Geschäftsführer der Leonidas Management haben dem Druck offenbar nun nachgegeben und die Gründung von Beiräten angekündigt: „Die Beiräte sollen dazu dienen, im Dialog mit der Geschäftsführung auftretende Fragen und Problematiken zu erörtern und an die Mitanleger weiterzugeben, damit auch das Vertrauen in die Beteiligungsgesellschaften wieder gestärkt wird.“ Ob das gelingt, wird allerdings von der Glaubwürdigkeit der Personen in den Beiräten abhängen. Konkrete Fragen zum Vorschlagsrecht und anderer Details hat Grieseler gegenüber Investmentcheck nicht beantwortet.

Leonidas versprach tolle Gewinne mit Windkraftanlagen
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Bild: Stefan Loipfinger, Windpark in Andalusien

Leo XVII. Im Januar 2021 berief Ralf Schamberger beispielsweise beim Leo XVII die ordentliche Gesellschafterversammlung 2015 im Wege der schriftlichen Beschlussfassung ein. Da dieses Angebot erst 2015 aufgelegt wurde, fand damit nach sechs Jahren die erste richtige Gesellschafterversammlung statt. Der Jahresabschluss sollte festgestellt und genehmigt werden. Auch die Entlastung der geschäftsführenden Komplementärin Leonidas Verwaltungs GmbH, mit den Geschäftführern Antje Grieseler, Sophie Tröschel und Ralf Schamberger, stand als TOP 3 auf der Tagesordnung. Als Frist legte Schamberger den 16. Februar 2021 fest, damit „die Treuhandkommanditistin Ihre Weisungen bei ihrer Stimmabgabe für Sie berücksichtigen kann“. Am 9. März kam aber die Information, dass „der Treuhänder Leonidas Treuhand GmbH die Stimmen erst nach dem Ablauf der schriftlichen Beschlussfassung abgegeben hat“. Grieseler und Schamberger werten deshalb die Voten als „nicht abgegeben“. Die Versammlungen müssten wiederholt werden. Gesagt, getan. Anders als bei den Geschäftsberichten hat Schamberger schnell reagiert und bereits am 16. März zur Wiederholung der Gesellschafterversammlung für das Jahr 2015 eingeladen. Neu ist TOP 5, in dem über die Versandkosten in Höhe von 5.036,27 Euro abzustimmen ist. Die soll die Leonidas Treuhand GmbH übernehmen, wegen der die zweite Beschlussfassung überhaupt erst notwendig wurde. Bei 806 Anlegern sind das Versandkosten von über sechs Euro pro Brief.

Leonidas Treuhand. Max Hug ist mit der Leonidas Treuhand GmbH der Treuhänder bei den Fonds Leo XII bis XVII. Bei den Angeboten Leo XII, XVI und XVII soll er verspätet abgestimmt haben. Auf Anfrage bestreitet er das glaubwürdig. Um alle Stimmen berücksichtigen zu können, kann er zwangsläufig erst nach Ablauf der Frist für die Anleger die Stimmen auswerten und dann gesammelt weitergeben. Er sei über diesen zeitlichen Ablauf mit Antje Grieseler im persönlichen Austausch gewesen. Die Notwendigkeit einer Wiederholung sei nicht gegeben und seines Erachtens nicht zu begründen. In hervorgehobener Schrift hat er deshalb formuliert: „Sie müssen nicht noch einmal abstimmen!“ Das warum vermutet Hug in dem ihm bekannten Ergebnis der Abstimmungen. Denn bei allen drei Fonds haben die Anleger die Entlastung verweigert: „Es wird vom Fondsmanagement vielmehr versucht, das für die Geschäftsführung sehr unbefriedigende Ergebnis zu eigenen Gunsten noch anders gestalten zu können. Der von der Mehrheit der Anleger klar geäußerte Wille soll einfach ignoriert werden.“

Eskalation. Intransparenz statt Leistung wirft Hug dem Fondsmanagement vor. Zahlreiche Investoren haben ihm berichtet, dass Fragen an das Fondsmanagement „entweder gar nicht oder nur ausweichend, teilweise ‚anmaßend‘, ‚überheblich‘ und ‚arrogant‘ beantworten werden“. Die Tragweite dahinter zeigt sich in den von Hug aufgeführten Themenkomplexen. In einer langen Liste werden Fragen aufgeführt, die sehr berechtigt erscheinen, wie beispielsweise: „Welche Dienstleistungen werden von den zahlreichen, von Antje Grieseler und Ralf Schamberger kontrollierten Gesellschaften in Frankreich und Deutschland erbracht? Wie ist die Qualität dieser Arbeit? Wie werden diese Dienstleistungen dokumentiert? Sind die abgerechneten Kosten marktgerecht? Oder sind die Fondsgesellschaften zu einer Art ‚Selbstbedienungsladen‘ für die zahlreichen Gesellschaften der Antje Grieseler und des Ralf Schamberger geworden? Wie kann es sein, dass die Ausschüttungen – trotz des besseren Windaufkommens in den letzten Monaten – nicht höher sind?“

Weitere Treuhänder. Die Sondersituation bei Leonidas, wonach für 16 Fonds drei verschiedene Treuhänder aktiv sind, wirft die Frage auf, wie sich die beiden Kollegen von Hug positionieren. Einfach zu beantworten ist das bei der Leonidas Treuhand Beteiligungsgesellschaft mbH, die beim Leo XVIII zuständig ist. Geschäftsführer dort sind der 26-jährige Marius Nikos Grieseler und Ralf Schamberger. Marius Grieseler war bis November 2020 sogar Geschäftsführer bei der Leonidas Management GmbH, weshalb eine vom Fondsmanagement unabhängige Position nicht zu erwarten ist. Auch bei der HBS Vermögensverwaltungs GmbH von Horst Bleisteiner ist ein anlegerorientiertes Handeln zu bezweifeln. Der Sohn von Horst Bleisteiner ist mit der Schwester von Antje Grieseler verheiratet. Vielleicht erklärt auch das die erlebte Enttäuschung von Leonidas-Anlegern, die sich mit Fragen und Bitten an die HBS wandten. Einige berichteten davon, dass ihre Schreiben an die Adresse der Kanzlei Dr. Bleisteiner & Kollegen in Lauf mit dem Hinweis auf eine falsche Adresse zurück gewiesen wurde. Auch Investmentcheck erlebte das im Dezember 2020 bei einer Presseanfrage: „Unsere Kanzlei ist nicht Treuhänder der von Ihnen genannten Fondsgesellschaften. Bitte haben Sie Verständnis, dass Ihre Anfrage hier nicht bearbeitet werden kann.“ Angeschrieben war aber nicht die Kanzlei, sondern HBS mit der Kanzleianschrift. Bleisteiner wollte nicht antworten, wie ein anschließend an die Nürnberger Adresse von HBS verschickter Brief zeigte.

Loipfinger’s Meinung. Es fällt zunehmend schwer neutral zu bleiben. Die Taten von Grieseler und Schamberger sind nicht dazu geeignet ein am Anlegerinteresse orientiertes Fondsmanagement anzunehmen. Dass Max Hug als Treuhänder nun bei den von ihm begleiteten Fonds XII bis XVII aktiv wird, ist zumindest für diese Angebote ein Vorteil. Angesichts der Fondsgrößen erscheinen außerordentliche Gesellschafterversammlungen ein probates Mittel, um die berechtigten Fragen zumindest mal adressieren zu können. Idealerweise als Präsenzveranstaltung, notfalls eben online. Zu befürchten ist allerdings, dass die schlechten wirtschaftlichen Ergebnisse zahlreicher Leonidas-Fonds viel tiefer greifen. Aktuelle Abstimmungen über das Geschäftsjahr 2015 oder 2016 sprechen ebenfalls Bände. Die Kommentare im Forum Investmentcheck.Community zeugen vom zwischenzeitlich aufgestauten Frust vieler Anleger. Die Zweifel an der Werthaltigkeit ihrer Investments nehmen massiv zu.

Frühere Beiträge zu Leonidas. Bisher sind bei Investmentcheck folgende Artikel zu Leonidas erschienen:
– 3. Dezember 2020: Streit um die Anlegerverwaltung
– 9. Oktober 2020: Umbruch bei Leonidas
– 15. September 2020: Undurchsichtige Verkaufsabsichten
– 21. Juli 2020: Dramatische Ausschüttungslücken

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