Bei ZBI rumort es

Entlastung wegen massiver Ausschüttungsreduzierungen verweigert

Der Wohnungsmarkt brummt ohne Ende und manche sprechen von einer Preisblase. In so einem Umfeld müssten die Geschäfte für AnlegerInnen von Wohnimmobilienfonds eigentlich gut laufen. Doch nicht so bei ZBI Zentral Boden Immobilien. Das Ende 2020 von der Union Investment weitgehend übernommene Erlanger Emissionshaus rühmt sich „als einer der führenden Spezialisten für deutsche Wohnimmobilien“. Bei 10,9 Milliarden Euro Transaktionsvolumen zumindest quantitativ zu Recht. Doch trotz Marktbooms rumort es seit Wochen kräftig. Massive Ausschüttungskürzungen und eine nicht ausreichend erklärte Strategieänderung sorgen für Unmut bei AnlegerInnen und im Vertrieb, die über 600 Millionen Euro in die betroffenen Produkte investierten. Für 2020 verweigerten AnlegerInnen teilweise nun sogar die Entlastung.

Presseanfrage. Dieser Berichterstattung voraus ging eine Anfrage an ZBI. Nach zwei Wochen(!) kam endlich eine Antwort, die nur als juristisch geprägtes Geschwafel bezeichnet werden kann. Keine Frage wurde richtig beantwortet. So sollte ZBI beispielsweise mitteilen, bei welchen Fonds außer dem ZBI Professional 11 Ausschüttungskürzungen in welcher Höhe geplant sind: „Die Anleger aller geschlossenen Fonds wurden mit einem Anlegerbrief im März 2021 über die Überprüfung und Anpassungen der Parameter informiert. Im Zuge der fondsspezifischen Prüfungen haben wir nachgelagert die Anleger weiterer vier Beteiligungen durch Kundeninformationen über die jeweiligen Ergebnisse der Analysen in Kenntnis gesetzt. Im Rahmen dieser Anschreiben haben wir diese Anleger auch über die jeweils notwendigen Anpassungen im Hinblick auf die Auszahlungen informiert.“

Mit 10,9 Milliarden Euro Transaktionsvolumen ist die Erlanger ZBI einer der Big-Player auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt
Mit 10,9 Milliarden Euro Transaktionsvolumen ist die Erlanger ZBI einer der Big-Player auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt
Quelle: Screenshot der ZBI-Homepage

Anlegerbrief. Der von ZBI in der Presseanfrage erwähnte, dreiseitige Anlegerbrief vom März 2021 liegt Investmentcheck vor. Ein Thema war die neue Gesellschafterstruktur mit der Union Investment als neuen Mehrheitsgesellschafter. Auch „personelle Veränderungen im Management“ hat ZBI adressiert. Zwischen den Zeilen wirkte es so, als wenn die neuen „Weichenstellungen“ notwendig wurden, weil die bisherigen Macher um den ZBI-Gründer Peter Groner einen schlechten Job gemacht hätten. Von „Qualität vor Quantität“ war ebenso die Rede wie von einer „entsprechend konservativeren Betrachtungsweise“ oder von „professionellen Standards“. Konkretes enthielt der an eine fünfstellige Investorenzahl verschickte Anlegerbrief nicht: „Künftige Auszahlungen werden sich zudem am operativen Ergebnisbeitrag des Immobilienportfolios des jeweiligen Fonds orientieren. Die Bedienung von Auszahlungsplanungen soll zukünftig nicht ausschließlich zur Begründung für die Veräußerung oder Belastung von Immobilien herangezogen werden.“ Was das nun heißen sollte, blieb offen. Ganz allgemein wurde nur von einer „bei Bedarf möglichen Reduzierung der Auszahlungshöhe“ geschrieben.

Beiräte. Auf das Schärfste kritisiert haben verschiedene Beiräte bei ZBI-Fonds die Vorgehensweise und Kommunikation des ZBI-Managements. Sogar über mehrere Fonds hinweg haben sie zu dem Schreiben formuliert: „Die Mitglieder der Anlegerausschüsse distanzieren sich ganz entschieden von diesem
Anlegerbrief, sowohl bezüglich Inhalt als auch Form. Die Formulierungen sind nicht immer leicht verständlich, teils weil Begriffe aus der Management-Literatur, teils weil nur unklare Worthülsen verwendet werden.“ In einem anderen Schreiben wird von dem Anlegerausschuss mit der Übernahme der Mehrheiten durch die Union Investment eine grundlegende Veränderung im „Verhältnis Vorstände – Anleger und ihrem Ausschuss“ bemängelt. Wieder ein anderer Ausschuss stellt einen für Anleger überraschenden Paradigmenwechsel hinsichtlich Liquiditätsmanagement und Ausschüttungspolitik fest. Unisono scheint Verwunderung, Verunsicherung und schon fast Verlustangst zu herrschen.

Ausschüttungskürzungen. Die Reaktionen der Anlegervertreter wird bei einem Blick auf die nun vorgenommenen Ausschüttungskürzungen schnell deutlich. Insgesamt hat ZBI auf Anfrage Reduzierungen bei fünf Fonds zugegeben, ohne diese aber konkret zu benennen. Investmentcheck hat deshalb in eigenen Recherchen folgende Auszahlungsreduzierungen ermitteln können:
– ZBI Regiofonds Wohnen 1 (32,1 Millionen Euro Anlegerkapital): prognostiziert 4,5 Prozent – neu 1,25 Prozent
– ZBI Professional 10 (163,4 Millionen Euro Anlegerkapital): prognostiziert 4,0 Prozent – neu 1,5 Prozent
– ZBI Professional 11 (181,9 Millionen Euro Anlegerkapital): prognostiziert 4,0 Prozent – neu 1,0 Prozent
– ZBI Wohnwert 1 (41,4 Millionen Euro Anlegerkapital): prognostiziert 4,0 Prozent – neu keine Ausschüttung und 1,0 Prozent nach Vollinvestition
– ZBI Professional 12 (191,0 Millionen Euro Anlegerkapital): prognostiziert 3,5 Prozent – neu 1,0 Prozent
Angesichts der Tatsache, dass ZBI beim Professional 12 noch bis Ende 2020 neue Anleger mit den Prospektversprechen aufnahm, ist die Verwunderung verständlich.

Hintergründe. ZBI versucht die Kürzungen als liquiditätsschonende Maßnahme darzustellen, die sich am Ende in einer höheren Schlussausschüttung bezahlt macht. Den Nachweis in Form einer angepassten Prognoserechnung bleibt sie aber schuldig. Ganz allgemein wird mit regelmäßig durchgeführten, rollierenden Szenario-Planungen argumentiert. Hintergründe dafür waren Preissteigerungen für Rohstoffe und Handwerkerleistungen ebenso wie nicht mehr in dem geplanten Maße umsetzbare Handelsaktivitäten. Dabei bestand die Anlagestrategie beispielsweise beim ZBI Professional 11 darin, Investitionen „sowohl im Rahmen eines fortlaufenden Handels wie auch zu Zwecken einer dauerhaften Bewirtschaftung der Bestandsimmobilien über die Fondslaufzeit“ vorzunehmen. Wie lange das nun nicht mehr passieren soll und wann eventuell auch wieder die prognostizierten Ausschüttungen erfolgen können, lässt ZBI offen.

Wohnwert 1. Wie fragwürdig die Argumentation mit dem nicht mehr möglichen Objekthandel als Ursache für die reduzierten Ausschüttungen ist, zeigt auch ein Blick auf den ZBI Wohnwert 1. Dort stand im Verkaufsprospekt zur Anlagestrategie: „Investitionen erfolgen zu Zwecken einer dauerhaften Bewirtschaftung der Bestandsimmobilien über die Fondslaufzeit.“ Objekthandel war also hier nie ein Thema. Trotzdem wird die Ausschüttung des bis Mitte 2020 platzierten Fonds von geplanten 4,0 nun bis auf weiteres komplett(!) ausfallen. Ursächlich soll hier der schleppende Objekteinkauf sein. Indirekt wird damit eingeräumt, dass der massive Verlust wichtiger Mitarbeiter im Objekteinkauf und der Unternehmensführung längst nicht verdaut ist. Doch das allein ist es auch nicht, da die neue ZBI selbst nach Vollinvestition des Fonds nur noch mit 1,0 Prozent statt ursprünglich 4,0 Prozent Ausschüttung rechnet.

Kosten. Für AnlegerInnen wäre es deshalb entscheidend zu erfahren, wie eigentlich die prospektierten Ausschüttungen berechnet wurden. ZBI hat, wie viele andere Anbieter geschlossener Fonds, aber leider keine Prognoserechnung mehr in den Verkaufsprospekten abgedruckt. So ist nicht nachvollziehbar, wie viel eigentlich der Objekthandel und wie viel die Bestandsbewirtschaftung zu den Ergebnissen beitragen sollte. Was aber besonders bitter ist, sind die ganz erheblichen Kosten, die ohne den Objekthandel noch schwerer zu verdienen sind. Auf Nachfrage erklärte die Gesellschaft aus dem Union-Investment-Verbund, dass man trotz der Probleme zu keinen Reduzierungen bereit sei. Dabei sind die Kosten extrem, wie das Beispiel ZBI Professional 11 zeigt. Vereinfacht ausgedrückt ging ZBI vor allen Kosten von Gewinnen in Höhe von 200 Prozent der Anlegereinlagen aus. Allerdings hätten selbst bei plangemäßem Verlauf die AnlegerInnen davon nach Kosten nur ein Viertel(!) erhalten. Schlimm genug, wenn Dreiviertel der geplanten Gewinne durch Kosten und Gebühren verschwinden. Noch schlimmer ist, dass unter Verschlechterungen gegenüber der Prognose vor allem die AnlegerInnen leiden, denn deren Erträge sind komplett variabel, während die Kosten und Gebühren vielfach fix anfallen.

Entlastungsverweigerung. Wie ungenügend die Kommunikation von ZBI ist und wie unzufrieden die AnlegerInnen mittlerweile sind, zeigt sich am besten in der letzten Gesellschafterversammlung. Im schriftlichen Umlaufverfahren waren kürzlich 3.877 AnlegerInnen beim ZBI Professional 12 aufgefordert, über sieben Tagesordnungspunkte abzustimmen. Die Feststellung des Jahresabschlusses, die Bestellung des Wirtschaftsprüfers oder auch die Entlastung des Anlegerausschusses, der Treuhandkommanditistin und der Verwahrstelle verliefen plangemäß. Allerdings bei TOP 6 und TOP 7 dürfte ZBI vom Votum überrascht worden sein. Sowohl der Fondsverwaltung ZBI Fondsmanagement AG als auch der Komplementärin ZBI Professional Fondsverwaltungs GmbH wurde für 2020 die Entlastung mit 65 Prozent der Stimmen verweigert. Wie schon fast gewohnt kommunizierte ZBI trotzdem ohne brauchbare Information im Anlegeranschreiben: „Wir haben Verständnis dafür, dass Sie – genauso wie wir – mit der derzeitigen Situation des Fonds nicht zufrieden sind. Den im ZBI Professional gegebenen Herausforderungen stellen wir uns weiterhin.“

Loipfinger’s Meinung. Über viele Jahre hat ZBI einen guten Job gemacht. Ich habe zwar schon seit Jahren die hohen Kosten kritisiert, der erfolgreiche und arbeitsintensive Objekthandel rechtfertigte diese höheren Kosten allerdings auch zum Teil. Jetzt gibt es aber – zumindest auf absehbare Zeit – keinen Objekthandel mehr. Zu Gebührenreduzierungen sind die ZBI-Chefs Jörg Kotzenbauer, Bernd Ital und Thomas Wirtz aber nicht bereit. Aussagekräftige Antworten auf berechtigte Fragen gibt es ebenfalls nicht von dem Anbieter, der nun zum Genossenschaftsverbund gehört. AnlegerInnen und Vermittler sollten hier aktiv werden und nicht tatenlos zusehen, wie ihre Erträge aus einem sensationell laufenden Wohnimmobilienmarkt dahinschmelzen. Dies gilt umso mehr, falls der Markt nicht weiter einbahnstraßenartig nach oben laufen sollte. Nicht auszudenken was in einem schwierigeren Marktumfeld passiert, wenn ZBI in dieser extrem positiven Entwicklung bei Wohnimmobilien schon solche Einschnitte vornehmen muss.

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