MehrWert24 eG ist nun weniger Wert

Frühere Sparfreunde verlieren vor Gericht und sind nun Pleite

Genossenschaften gelten als sicher und genießen einen exzellenten Ruf. Allerdings gibt es immer wieder schwarze Schafe, die der Rechtsform schaden. Die Mehrwert24 eG, die bis Ende 2020 noch Help24 eG und bis Mitte 2018 noch Sparfreunde Deutschland eG hieß, zählt zu diesen Nestbeschmutzern. Nun ist sie pleite und stellte beim Amtsgericht Dortmund einen Insolvenzantrag. Die Mitglieder, die zum Teil über Ratensparverträge noch länger Geld einzahlen müssten, werden vermutlich nicht mehr viel von ihren Investments zurückerhalten.

Historie. Im Juli 2014 gründeten die Herren Jörg Schaad, Dr. Ilja Klatt, Sascha B. und Denis Krakau die Sparfreunde Deutschland eG. Es sollte eine Bewegung werden, die ihren Mitgliedern Einsparungen bei Dienstleistungen und anderen Ausgaben ermöglicht. Richtig erfolgreich liefen die Geschäfte aber nie. Es kam auch zu Streitereien zwischen den Verantwortlichen und zahlreichen Wechseln in den Ämtern. Manche Vorstände und Aufsichtsräte waren nur wenigen Monate im Amt. Auch beim Namen und bei den Unternehmenssitzen gab es mehrere Veränderungen in der kurzen Unternehmenshistorie. Nach der Umbenennung in Help24 eG Mitte 2018 firmiert die Genossenschaft seit Ende 2020 nun unter dem Namen Mehrwert24 eG. Wichtige Beschlüsse auf den Generalversammlungen wurden meist von nur wenigen stimmberechtigten Mitgliedern getroffen. Investierende Mitglieder blieben hingegen ohne Stimmrecht.

Die Mehrwert24 eG versprach ihren Mitgliedern einen Mehrwert. Nun ist sie insolvent.
Die Mehrwert24 eG versprach ihren Mitgliedern einen Mehrwert. Nun ist sie insolvent.
Bild: Screenshot der Homepage vom 4. August 2021

Darlehensvergabe. Wie viele Mitglieder die Genossenschaft zuletzt hatte, ist Investmentcheck nicht bekannt. Zum Teil verpflichteten sich Investoren auch, ihre Einlage in Raten zu erbringen. Das einbezahlte Geld reichte die Genossenschaft zum Teil über ein Nachrangdarlehen an die eigene Tochtergesellschaft SpaDeG UG weiter. Diese hat wiederum ein Nachrangdarlehen an die Tochtergesellschaft Help24 Service UG (vormals SpaDeG Service UG) vergeben. Da bei der Help24 Service UG im Mai letzten Jahres vom Amtsgericht Essen ein Insolvenzverfahren eröffnet und bereits im Juni Masseunzulänglichkeit festgestellt wurde (Aktenzeichen 164 IN 34/20), dürfte das Geld verloren sein. Eine Chance auf Reduzierung des Schadens sieht Rechtsanwalt Henry Pfitzmann von der Kanzlei Bender & Pfitzmann aus Düsseldorf in der D&O-Versicherung, die der Vorstand für sich abschloss. Denn bei der Vergabe des Darlehens der Genossenschaft an die eigene Tochtergesellschaft soll es zu einem Satzungsverstoß gekommen sein.

OLG Hamm. Wie der aktuelle Vorstand Holger Zwetkow Anfang August seinen Mitgliedern mitteilte, hat er beim Amtsgericht Dortmund einen Insolvenzantrag gestellt. Als Hintergrund gab er ein vom OLG Hamm gefälltes Urteil an, das eine Entscheidung des Landgerichts Essen bestätigte: „Das Urteil, das die Gegenseite vor dem LG Essen gegen uns erzielt hat, ist somit zunächst rechtskräftig und stößt das Tor für die weiteren anhängigen Klagen weit auf. Die Forderungen, die dadurch auf die Genossenschaft zukommen, können wir nicht darstellen. Gleichzeitig wird uns die Basis genommen, um weiter arbeiten zu können.“ Einen letzten Hoffnungsschimmer wollte er mit dem Hinweis verbreiteten, dass er sich wegen der grundsätzlichen Entscheidung für das Wesen von Genossenschaften eine höchstrichterliche Anhörung des Bundesgerichtshofs erhoffe. Wie aussichtslos das ist, erklärt Henry Pfitzmann, der das Urteil für einen geschädigten Anleger erstritt: „Eine Revision des Urteils durch den BGH ist schon wegen des fehlenden Mindeststreitwerts ausgeschlossen.“

Verantwortliche Hintermänner. Wie wenig Substanz vermutlich in der Genossenschaft noch vorhanden ist, war bereits im Jahresabschluss 2018/2019 nachlesbar. Damals hat der Vorstand Ralf Scheiwe das Umlaufvermögen von 1,4 Millionen Euro auf nur noch 161.000 Euro abgeschrieben. Nennenswerte weitere Forderungen waren damals nicht vorhanden, weshalb Henry Pfitzmann Schadensersatz bei anderen Personen geltend macht: „Wir verfolgen die Ansprüche gegen die verantwortlichen Hintermänner weiter. Auch hier erwarten wir in absehbarer Zeit ein positives Urteil. Wir konnten daher bereits die ersten Vergleichszahlungen erzielen.“

Loipfinger’s Meinung. Wieder beschädigt eine insolvente Genossenschaft den Ruf dieser Rechtsform. Damit solche Dinge eigentlich nicht passieren, vertrauen Genossen stark auf ihre Prüfungsverbände. Leider gibt es aber ein paar Prüfer, denen die Quantität in Form neuer Mitglieder wichtiger erscheint als deren Qualität. Bei der Mehrwert24 eG war laut Jahresabschluss 2018/2019 der Prüfungsverband der Deutschen Verkehrs-, Dienstleistungs- und Konsumgenossenschaften e.V. aus Hamburg zuständig.

Service. Wenn Sie über die Mehrwert24 eG mit anderen AnlegerInnen diskutieren wollen, dann können Sie sich gerne im Forum Investmentcheck.Community eintragen. Die Registrierung ist kostenlos und kann Ihnen weitere Informationen für Ihre Anlageentscheidungen liefern. Sofern Sie regelmäßig an Informationen von investmentcheck.de interessiert sind, können Sie sich hier für den kostenlosen Newsletter eintragen. Sie erhalten dann Informationen wöchentlich in einer Mail zusammengefasst.

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