Unmoralische Gewinnverteilung

White Owl Capital zahlt zunehmend weniger Ausschüttungen

Gut 150 Millionen Euro Eigenkapital hat White Owl Capital (WOC) mit drei Fonds bei über 6.000 AnlegerInnen eingesammelt. Das Geld steckte Tobias Lecler in Photovoltaikanlagen in Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland. Doch die versprochenen Renditen bei den Fonds bleiben aus, während die Aktionäre der WOC AG großartige Dividenden kassieren. Das gefällt einigen AnlegerInnen nicht, die auf Herausgabe der Gesellschafteradressen geklagt haben. WOC hat sich lange geweigert und muss nun liefern. Jetzt dürfte es deutlich ungemütlicher für WOC werden, wenn die Anlegeranwälte loslegen.

Adressherausgabe. Vor einigen Tagen hat Gunnar von Reden als Geschäftsführer der WOC Treuhand GmbH die AnlegerInnen von Fonds 02 angeschrieben und ihnen mitgeteilt, er müsste nun persönliche Daten von ihnen herausgeben, was er bisher stets verweigerte: „Nunmehr sind die Treuhand GmbH und die Fondsgesellschaft aber gerichtlich zur Herausgabe der Gesellschafterliste verpflichtet worden. Die Geschäftsführungen müssen deshalb die Gesellschafterliste mit Ihren Daten an jeden Mitgesellschafter herausgeben, der dies verlangt. Wir bedauern diese Gerichtsentscheidung zutiefst und halten sie für falsch, werden sie aber befolgen.“ Gunnar von Reden stimmt die AnlegerInnen schon einmal auf die nun zu erwartende Reaktion ein: „Nach Herausgabe der Gesellschafterliste ist davon auszugehen, dass Sie eine Vielzahl von Schreiben unter Bezugnahme auf Ihre Beteiligung an der Fondsgesellschaft erhalten werden.“ Das ist sehr wahrscheinlich, da die drei von WOC aufgelegten Fonds allesamt sehr unbefriedigende Ergebnisse aufweisen.

White Owl Capital zahlt weit weniger Ausschüttungen als ursprünglich geplant.
Die tatsächlichen Auszahlungen weichen bei WOC White Owl Capital deutlich von den Planungen ab
Quelle: Eigene Recherchen von investmentcheck.de

WOC 01. Der 2008 aufgelegte WOC Nachhaltigkeitsfonds 01 wurde mit 27,5 Millionen Euro Anlegerkapital geschlossen. Das Geld der 1.100 AnlegerInnen floss in verschiedene Photovoltaikanlagen in Spanien. An die Investoren, die sich ab 10.000 Euro plus fünf Prozent Agio beteiligen konnten, sollten in 25 Jahren insgesamt 346 Prozent zurückfließen. Tatsächlich läuft der Fonds fast seit Anbeginn unter Plan. Ab 2012 erfolgten überhaupt keine Ausschüttungen mehr. In Summe sieht der Soll/Ist-Vergleich bis 2020 miserabel aus. Statt kumulierter 115 Prozent wurden tatsächlich erst knapp zwölf Prozent an die Anleger überwiesen.

WOC 02. Mit 80,8 Millionen Euro verfügt der WOC Nachhaltigkeitsfonds 02 über weit mehr Eigenkapital als den geplanten 25 Millionen. Knapp 3.500 AnlegerInnen sollten bis Ende 2034 insgesamt 338 Prozent Ausschüttungen aus den Solarkraftwerken in Spanien, Italien und Deutschland erhalten. Auch hier wird seit Jahren weit weniger ausgeschüttet als geplant. Zuletzt überwies WOC den AnlegerInnen statt zehn nur 1,0 Prozent. In Euro ausgedrückt sind das magere 800.000, denen allerdings sonstige betriebliche Aufwendungen in Höhe von 1,29 Millionen Euro gegenüberstehen. Dabei handelt es sich vor allem um Vergütungen für die Geschäftsführung mit 725.000 Euro und für den Treuhänder mit 338.000 Euro.

WOC 03. Von Mitte 2010 bis März 2011 sammelte White Owl Capital Geld für Solarkraftwerke in Frankreich, Italien und Deutschland. 1.700 AnlegerInnen vertrauten auf die Prospektangaben und sorgten für ein Eigenkapital in Höhe von 45,1 Millionen Euro. Über 20 Jahre sollten 268 Prozent Ausschüttung erwirtschaftet werden. Mit 43 Prozent wurde bisher rund die Hälfte der Planzahlen ausbezahlt, wobei die Tendenz noch schlimmeres erwarten lässt. Denn für 2020 ist die Abweichung vom Soll mit 9,5 Prozent und dem Ist von zwei Prozent deutlich angestiegen. Gut verdient haben hingegen die Geschäftsbesorgerin und die Treuhänderin. In 2019 kassierten sie den Hauptteil der sonstigen betrieblichen Aufwendungen in Höhe von 788.000 Euro.

Loipfinger’s Meinung. Die Leistungsbilanz von WOC ist eine Katastrophe, weshalb die Zunft der Anlegeranwälte seine Freude daran haben wird, wenn sie nun die Gesellschafterlisten erhalten. Die Blockade von WOC ist auch wohl eher dieser zu erwartenden Reaktion geschuldet als der Tatsache, dass man den Datenschutz beachten wollte. Der Bundesgerichtshof und unzählige andere Gerichte haben hierzu oft genug entschieden, dass das gegenseitige Informationsinteresse wichtiger ist als der Datenschutz. Vermutlich ist es auch kein Zufall, dass bei gut laufenden Fonds die Gesellschafterlisten niemanden interessieren. Der beste Datenschutz wäre also gegeben, wenn ein Anbieter gute Ergebnisse abliefert. Oder wenn er wegen wirklich unvorhersehbarer Entwicklungen zu Lasten der Performance wenigstens mit den AnlegerInnen „mitleidet“ und auf einen Teil der Gebühren verzicht. Blickt jemand hingegen in den Jahresabschluss der White Owl Capital AG, dann findet er dort per Ende 2019 Gewinnrücklagen von 5,3 Millionen Euro. Und von den Dividenden an die Aktionäre der WOC AG können die FondsanlegerInnen auch nur träumen. Hier hat der Aufsichtsrat und der Vorstand bezogen auf deren gezeichnetes Kapital eine Dividende von 214 Prozent vorgeschlagen – für ein Jahr (!), nämlich für 2020.

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