Die Löwen kämpfen um ihr Geld

Leonidas-AnlegerInnen gründen Interessengemeinschaft

Die 2011 gegründete Leonidas Associates fungierte bei den meisten Leonidas-Fonds als Anbieterin und Prospektverantwortliche. 2015 wurde aus der GmbH eine AG, die jeweils zu 50 Prozent Antje Grieseler und Max-Robert Hug gehörte. Ende 2019 war auf einer Hauptversammlung in verschiedenen Punkten keine Einigung mehr zu erzielen, weshalb dann das zuständige Amtsgericht die Pattsituation durch Bestellung eines dritten Aufsichtsratsmitglieds auflöste. Nach seiner Bestellung vom Amtsgericht Fürth am 8. Januar 2020 wurde Rechtsanwalt Wolfgang Wittmann im Aufsichtsgremium zum Vorsitzenden gewählt. Eine ganze Reihe von AnlegerInnen haben ihn deshalb angesprochen und gebeten die Interessen der Investoren zu schützen, denn die Fonds liegen vielfach weit unter Plan und zeigen bis heute im Prinzip keinerlei Transparenz. Um dieses Ziel anzupacken, wurde nun eine Interessengemeinschaft gegründet.

Investmentcheck: Herr Wittmann, Sie sind nun seit rund zwei Jahren Vorsitzender des Aufsichtsrats der Leonidas Associates AG. Können Sie uns mal beschreiben, welchen Eindruck Sie nach der gerichtlichen Bestellung seit der Amtsübernahme gewonnen haben?
Wittmann: Nach meiner gerichtlichen Bestellung vor zwei Jahren habe ich quasi nichts vorgefunden. Es gab schlichtweg keine Unterlagen. Der damalige Vorstand Ralf Schamberger hat sich bei mir als neuem Mitglied im Aufsichtsrat nicht einmal gemeldet. Ich musste mir deshalb selbst die Daten der weiteren Mitglieder besorgen und eine erste Anforderung von Unterlagen abstimmen. Der Aufsichtsrat hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die wesentlichen Unterlagen der Gesellschaft. Wir reden hier über Dokumente wie die Satzung der Gesellschaft, Geschäftsordnungen und die Vorstandsverträge. Ich habe Herrn Schamberger sodann angeschrieben und um die unverzügliche Übermittlung der wesentlichen Unterlagen der Gesellschaft gebeten. Diese hat Herr Schamberger dann über Wochen, trotz mehrfacher Erinnerungen und Mahnungen, nicht geliefert. Wesentliche Unterlagen zu Geschäftsvorfällen wurden – bis heute – überhaupt nicht durch das ehemalige Management Schamberger und Grieseler zur Verfügung gestellt beziehungsweise existieren wohl schlichtweg nicht. Auch ein persönlicher Termin mit Herrn Schamberger konnte erst Wochen später stattfinden. Das Bild, das sich dem Aufsichtsrat bot, war verheerend, wie ich es noch nie erlebt habe.

Leonidas-AnlegerInnen schließen sich zusammen und wehren sich
Leonidas-AnlegerInnen schließen sich zusammen und wehren sich
Bild: Screenshot der IG-Leo-Homepage

Wow, das klingt nach einer großen Herausforderung, die Ihnen das Gericht hier übertragen hat. Wie ging die Geschichte weiter?
Frau Grieseler und Herr Schamberger haben die wesentlichen Geschäftsbereiche und Dienstverträge der AG am 31. Dezember 2017 mit Wirkung zum Beginn 2018 auf andere Gesellschaften übertragen. Dabei wurde weder der Aufsichtsrat einbezogen noch gab es entsprechend nachvollziehbare Beschlüsse im Vorstand. Die AG musste dann die Kosten für die Erbringung diverser Leistungen, insbesondere auch das stolze Gehalt von Herrn Schamberger tragen. Abgerechnet wurde jedoch vornehmlich über die neuen, eigenen Gesellschaften, für die Herr Schamberger ab diesem Zeitpunkt hauptsächlich tätig war. Diese Vorgänge sind teilweise Gegenstand eines Gerichtsverfahrens vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. Es scheint zudem, dass über die AG und deren Tochtergesellschaft, die Leonidas Treuhand GmbH, zweckwidrig Anlegergelder aus diversen Fonds abgeflossen sind. Nach den uns vorliegenden Informationen war Frau Grieseler selbst (mindestens mittelbar) daran beteiligt. Die durch Frau Grieseler organisierte Rückzahlung dieser aus meiner Sicht unzulässigen Mittelverwendung von Anlegergeldern erfolgte dann nicht mehr in voller Höhe. Einzelne Fonds sitzen auf einen Gesamtschaden in Höhe von 75.000 Euro, während die Grieseler-Gesellschaften ihr Geld inklusive Zinsen vollständig erhielten. Herr Schamberger konnte/wollte für viele Vorgänge keine Erklärungen und/oder Unterlagen liefern. Daher haben wir ihm schließlich mit Dr. Alexander Deicke einen Interimsvorstand zu Seite gestellt und seine Vertretungsbefugnis eingeschränkt. Als Herrn Schamberger dazu noch ein Ordnungsgeldverfahren im Rahmen der berechtigten Durchsetzung der Auskunftsansprüche des Aufsichtsrats drohte, hat er am 2. Oktober 2020 sein Amt niedergelegt. Diese Amtsniederlegung gegenüber dem Aufsichtsrat war verbunden mit der Bekanntgabe einer angeblich bereits Wochen zurück liegenden Kündigung der Mietverhältnisse der Gesellschaft in Kalchreuth durch Frau Grieseler. Von heute auf morgen waren die AG und die Treuhand quasi ohne Büro.

Das wird ja immer unglaublicher. Sie berichten hier von einen Vorgang, der nach Aufklärung geradezu schreit. Meines Wissens hat die Leonidas Treuhand GmbH als Tochtergesellschaft der AG Darlehen von verschiedenen Fonds erhalten und diese trotz Mahnverfahren nicht zurückbezahlt. Angeblich hat die HTB als neues Fondsmanagement schon damit gedroht einen Insolvenzantrag zu stellen und damit eventuell ein Chaos bei den betroffenen AnlegerInnen zu produzieren. Was ist der Hintergrund für diese Darlehen und wie konnte es zu einer unwidersprochenen Vollstreckung kommen?
Zum Hintergrund müssten Sie Frau Grieseler fragen. Seit die Gesellschaft kein Geschäft und keine Mieträume mehr hatte, mussten beide Seiten ein Übereinkommen zur Behandlung von Postsendungen treffen. Dieses wurde durch Herrn Dr. Deicke direkt mit Frau Grieseler vereinbart, so dass die Post der neuen Schamberger/Grieseler-Gesellschaften direkt an Frau Grieseler und die Post der AG und der Treuhand GmbH direkt an Herrn Dr. Deicke (jeweils ungeöffnet) weitergeleitet wird. Diese Vereinbarung wurde dann auch seit Oktober 2020 gelebt, ohne dass Unregelmäßigkeiten erkennbar waren. Der Schein trügte. Die Titulierung der durch Frau Grieseler zu verantwortenden und nicht vollständig zurück bezahlten Anlegergelder an die Fonds wurde an der Leonidas Treuhand vorbei bewirkt. Das Delta in Höhe von 75.000 Euro hat Frau Grieseler durch die betroffenen Fonds tituliert, indem sie die Mahn- und Vollstreckungsbescheide in Kalchreuth bei einer eigenen Mitarbeiterin zustellen ließ. Der Treuhand wurde dadurch die Gelegenheit zum Rechtsbehelf genommen. Das zuständige Vollstreckungsgericht hat am 19. Januar 2022 die Zwangsvollstreckungen aus diesen Titeln auf unseren Antrag hin einstweilen eingestellt. Die Angelegenheit wird nun vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth aufgearbeitet und entschieden werden.

Ich möchte noch einmal auf die HTB zurückkommen, die als neue Fondsverwaltung die Dinge im Anlegerinteresse aufarbeiten will. Ist das auch Ihre Wahrnehmung?
Zu Anfang habe ich das wie viele Anleger noch gehofft. Zwischenzeitlich glaube ich das nicht mehr. Der Leonidas Treuhand gegenüber hat die HTB mit einem Insolvenzantrag gedroht. Zwischenzeitlich zieht sich die HTB auf den haltlosen Vorwurf einer vermeintlich bestehenden Insolvenzverschleppung zurück. Am 13. Januar 2022 hatte ich anlässlich der Übernahme der Geschäftsführung der HTB mit Blick auf die künftige Zusammenarbeit mit der Leonidas Treuhand GmbH eine Videokonferenz mit den bei HTB verantwortlichen Herren Peter Lesniczak und Mark Hülk. Eine Aufarbeitung der Vorgänge um die zweckwidrige Verwendung von Anlagegeldern und Offenlegung der Bücher der betroffenen Fonds wurde verweigert. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass für die Geschäftsführung der HTB offiziell nur ein sehr geringer Betrag durch die Fonds an die HTB bezahlt wird. Die wesentliche Bezahlung der HTB erfolgt nach eigener Aussage über die Betreibergesellschaften in Frankreich. Grieseler-Firmen, die nach wie vor die prospektierte Vergütung in voller Höhe aus den Fonds ziehen, würden entsprechend auf ihre Vergügung verzichten. Auch das wurde den Anlegern bisher nicht kommuniziert. Unserer Vermutung nach werden die Grieseler-Firmen durch die Geschäftsführung HTB nicht angemessen kontrolliert. Von einer unabhängigen Stellung und dem Willen einer Aufarbeitung der zurückliegenden Unregelmäßigkeiten kann daher nicht gesprochen werden.

Haben Sie eine Vermutung, warum HTB so agiert?
HTB und Grieseler träumen offenbar von einem großen Börsengang und damit einhergehenden Millionengewinnen für sich selbst, denn die eigenen profitablen Dienstleistungsfirmen könnten hierbei gleich mit platziert werden. Wahrscheinlich dann ein letztes Mal auf Kosten der Anleger, denn hohe Dienstleistungsgebühren würden zwangsläufig zu einer entsprechend niedrigen Bewertung der Wind- und Solarparks führen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass der HTB-Hauptgesellschafter Dr. Wolfgang Wiesmann mit der Münchner VWM Rechtsanwalts GmbH eine gemeinsame Gesellschaft mit den Anlegeranwälten Peter Mattil und Ralph Veil innehat. Mir liegen Erfahrungsberichte von Anlegern vor, dass die HTB Anforderungen auf die Herausgabe der Adressen der Mitanleger ablehnt – es sei denn, dass sich der Anleger von der Kanzlei Mattil vertreten lässt. Auch wurde die Anforderung auf Bucheinsicht auf die Ebene der deutschen KG beschränkt. Das Geld verdient – und vermutlich auch ausgegeben – wird aber auf der Ebene der französischen Betreibergesellschaften. Hier fehlt es offensichtlich am Willen der HTB – wenn nicht an den Möglichkeiten – Transparenz walten zu lassen. Weder das eine noch das andere ist aus Sicht eines verständigen Anlegers hinnehmbar und akzeptabel.

Das klingt nach einem ziemlichen Gemauschel und es ist verständlich, wenn einige AnlegerInnen sich von Ihnen als gerichtlich bestellten Aufsichtsrat eine aktivere Rolle wünschen. Da einzelne AnlegerInnen machtlos sind, erscheint eine Interessengemeinschaft ein sinnvoller Ansatz. Was versprechen Sie sich von einer Interessengemeinschaft?
Auf der einen Seite sind wir in den Gremien der AG sehr froh, dass wir mit Herrn Hug eine Auskunftsperson hatten und noch haben, die uns in vielen Vorgängen zugearbeitet und Licht ins Dunkel gebracht hat. Bei Herrn Hug haben wir aber immer auch schon das Manko gesehen, dass auch er einzelne Vorgänge als Organ diverser Gesellschaften mit zu verantworten hatte. Auch wenn er nachweisbar bei den wesentlichen Vorgängen weder beteiligt noch informiert war, sondern schlicht durch Frau Grieseler und Herrn Schamberger hintergangen wurde. Letztendlich war das erklärte Ziel von Frau Grieseler und Herrn Schamberger ja, Herrn Hug von allen Vorgängen auszuschließen. Bei Herrn Hug besteht aber auch wegen seiner 50%-igen Aktionärsstellung in der AG zumindest dem Grunde nach ein Interessenskonflikt. Ich habe es begrüßt und Herrn Hug auch unterstützt bei den Fonds Gesellschafterversammlungen einberufen zu lassen, bei denen die Leonidas Treuhand GmbH als Treuhänder für die AnlegerInnen agiert. Deshalb war ich auch selbst in der Informationsveranstaltung am 8. Oktober 2021 in München vor Ort und habe die Gelegenheit genutzt, den anwesenden Anlegern über meine Erfahrungen und den aktuellen Stand der Aufarbeitung der Vergangenheit zu berichten. Trotzdem gab es Vorbehalte und auch Kritik mit Blick auf die Federführung von Herrn Hug und die Einschaltung von Stefan Klaile sowie der Xolaris. Auf der anderen Seite haben sich bei mir mehr als ein Dutzend Anleger gemeldet und darum gebeten, dass ich mich auch für Sie engagiere. Hieraus ist schließlich die Idee der Interessengemeinschaft entstanden. Eine Anlegergemeinschaft von Anlegern für Anleger. In dieser bin ich kein Mitglied, da stimmberechtigte Mitglieder nur Anlegerinnen und Anleger sein können. Ich fungiere als Sprecher und bringe mich koordinierend ein. Die jetzt laufende Umsetzung übertrifft alle Erwartungen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Interessengemeinschaft auf Ebene aller Fonds die Stimmmehrheit der Anleger gewinnen und vertreten kann.

In Ihrem Anschreiben an die Leonidas-AnlegerInnen haben Sie eine Reihe von Forderungen aufgestellt, für die Sie sich einsetzen wollen. Lassen Sie uns diese kurz besprechen und mit den außerordentlichen Gesellschafterversammlungen beginnen, die Sie auch schon erwähnten. Solche hätten doch bei einigen Fonds schon im Januar stattfinden sollen. Warum hat das nicht funktioniert und warum müssen Sie jetzt erneut darum kämpfen?
Die HTB hat noch vor deren Antritt (!) im Dezember angekündigt, dass die für den 18. Januar 2022 angesetzten Gesellschafterversammlungen abgesagt werden. Das naheliegende Ausweichen auf virtuelle Versammlungen wurde kategorisch abgelehnt. Ich hatte damit gerechnet, weil die Durchführung der Versammlungen – ob der gemeinsamen Ziele mit Frau Grieseler – nicht im Interesse von HTB liegt. Die Versammlungen standen zudem unter dem oben bereits angesprochenen berechtigten Vorbehalten von Anlegern in Bezug auf Herrn Hug und der Xolaris. Die Neuauflage jetzt aus der Mitte der Anlegerschaft und vor allem durch die Anleger selbst ist aus meiner Sicht ein großer Gewinn. Der Neuanfang ist deshalb keine Niederlage. Dass die IG an der ein oder anderen Stelle kämpfen muss, ist wahrscheinlich nicht zu vermeiden. Soweit dieser Kampf aber jeweils durch Mehrheiten gestützt ist, werden am Ende immer die Anleger gewinnen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass möglichst Viele mitmachen.

Eine andere Forderung von Ihnen ist, dass auf den Gesellschafterversammlungen Sonderprüfungen in Auftrag gegeben werden. Die Notwendigkeit ist angesichts der seit Jahren extrem schlechten Performance einleuchtend. Aber auch die HTB als die von Frau Grieseler neu installierte Fondsverwaltung möchte solche Sonderprüfungen. Warum wollen Sie darüber auf Gesellschafterversammlungen abstimmen?
An erster Stelle steht die Forderung nach Transparenz und ordnungsgemäßer Geschäftsführung durch zuverlässige Personen, die sich ausschließlich dem Anlegerinteresse verpflichten. Das mag selbstverständlich klingen, war jedoch in der Vergangenheit offensichtlich nicht gegeben und ist nach meinem Eindruck aktuell mit der HTB auch nicht gewährleistet. Natürlich wird ein Teil der Transparenz auch die Aufarbeitung der Vergangenheit sein. Diese Aufarbeitung, die möglicherweise durch Sonderprüfungen erfolgen wird, kann meiner Meinung nach – und so denkt inzwischen auch die Mehrheit der Anleger – nicht durch die HTB erfolgen. Vor allem hat HTB definitiv kein Mitspracherecht bei der Gutachterauswahl. Die HTB bezahlte meines Erachtens für die Übernahme der geschäftsführenden Gesellschaften – jedenfalls mit Blick auf die durch die Fonds zu zahlende Vergütung – keinen angemessenen Kaufpreis. HTB befindet sich bei Leonidas in einer gewissen finanziellen Abhängigkeit von Grieseler, da HTB unseren Informationen sehr stark von Grieseler-Firmen und eben nicht von den Fonds für den mit den Tätigkeiten verbundenen Aufwand bezahlt wird. Dazu hat HTB nach eigener Aussage Planungen und die Umsetzung eines gemeinsamen Börsengangs übernommen, der allem Anschein nach vor allem den Interessen von Frau Grieseler und den Eigeninteressen von HTB dienen wird. Das sind Umstände, die besorgen lassen, dass schon bei der Gutachterauswahl voreingenommen agiert wird. Unabhängig davon, ob HTB tatsächlich voreingenommen agieren wird/will, liegt es im eigenen Interesse von HTB, dass allein der (berechtigten) Besorgnis darüber kein Raum gegeben wird. Aus meiner Sicht sind das im Übrigen Umstände, die für mich auch die Besorgnis begründen, dass die Geschäftsführung keiner zuverlässigen und ausschließlich den Interessen der Anleger verpflichteten und dienenden Firmengruppe übertragen wurde. Vielmehr sind die Entscheidungen über den Gutachter aber vor allem auch über die Sonderprüfungsgegenstände ausschließlich durch die Anleger zu treffen. Hier sollte auch die AG und die Treuhand nicht mit involviert werden. Vielmehr soll und wird das die IG der Anleger vorbereiten, beschließen und begleiten.

Das klingt einleuchtend. Wenn die AnlegerInnen direkt oder indirekt schon für die Prüfungen bezahlen, dann sollen sie auch selbst über den Auftrag und den Umfang entscheiden. Das geht wohl auch in die Richtung Ihrer Forderung nach einer unabhängigen Bewertung der Solar- und Windparks. Was versprechen Sie sich davon?
Die Auswahl des geeigneten Gutachters sollte bestenfalls durch eine Ausschreibung einer neutralen Stelle (WP-Kammer, IHK oder eine vergleichbare Stelle, die sich hierzu bereit erklärt) für die Anleger vorbereitet werden, womit auch die Kosten bei der Entscheidung über den Sonderprüfer vorab transparent gemacht werden (können).
Was die Bewertung der Solar- und Windparks beziehungsweise die Performance der Fonds betrifft, bleibt festzustellen, dass die Anleger in guten Anlagen und vor allem auch ertragreichen Standorten investiert sind. Das bescheinigen Fachleute, die sich damit befasst haben. Nicht verständlich sind vor diesem Hintergrund die vollkommen unter Plan liegenden, ja teilweise auch komplett fehlenden Ausschüttungen. Dem ist auch mit Blick auf die Frage eines zuverlässigen Asset-Managements – das durch Gesellschaften der „Grieseler Familie“ wahrgenommen wird – nachzugehen.

Lassen Sie uns noch über das Ziel eines Drittvergleichs wesentlicher Dienstleistungen sprechen. Sie haben es schon erwähnt und ich höre es auch immer wieder aus dem Kreis der AnlegerInnen, dass die Projekte eigentlich gut laufen, aber von den Erträgen fast nichts bei ihnen ankommt. Ist das der Hintergrund, warum Sie bestimmte Verträge einem Drittvergleich unterziehen wollen?
Natürlich. Es ist kaum erklärbar, warum Leonidas-Fonds auf der Ertragsseite derart viel schlechter abschneiden, als vergleichbare Anlagen an vergleichbaren Standorten. Uns ist auch nicht klar, weshalb bei der Vergabe von Wartungen, Reparaturen et cetera zumindest unserer Information nach Grieseler-Gesellschaften beteiligt sind, die die Tätigkeiten selbst gar nicht ausführen. Die Überwachung und/oder Vergabe darf grundsätzlich ausschließlich auf Ebene des Asset-Managements erfolgen und auch nur dort im Rahmen der prospektierten Kosten vergütet werden.

Was ist eigentlich mit der HTB? Sie haben sich schon kritisch zu deren Arbeit geäußert. Soll deren Fondsmanagementauftrag auch auf den Prüfstand?
Das haben die Anleger zu entscheiden. Meiner Meinung nach unterliegt HTB einem gewichtigen Interessenskonflikt. Diesen löst man in der Regel durch selbstbestimmte Abstandnahme von einem Engagement. Da dies nicht geschieht, ist es das gute Recht der Anleger, die Angelegenheit auf den Prüfstand zu stellen. Wenn Sie sich die Meinungsbildung hierzu in den Foren durchlesen, ist es schon beachtlich, dass ein renommiertes Haus wie die HTB keine Transparenz walten lässt oder gleich Konsequenzen zieht. HTB ist gut einen Monat im Amt. Der Umgang mit Anlegern, die Auskunftsersuchen an HTB gestellt haben, ist nicht nachvollziehbar und meiner Meinung nach unseriös.

Angesichts der sehr weitreichenden Forderungen ist ein Ziel von Ihnen schon fast bescheiden: Sie wollen in den Fonds Anlegerbeiräte als unabhängige Kontrollinstanz installieren. Wieso gibt es dieses branchenübliche Gremium bei Leonidas nicht längst in allen Fonds?
Das müssen Sie Frau Grieseler fragen. Letztendlich streitet sich ein arbeitsfähiger Beirat mit dem Interesse von Frau Grieseler, weiter nach Gutsherren-Art in vollkommener Intransparenz zu agieren. Zuletzt hat Frau Grieseler schließlich Beiräte installiert, allerdings werden diese wieder und wieder übergangen und geradezu vorgeführt. Anders läuft es aus meiner Sicht beim Leonidas 16. Hier haben sich bereits 80 Prozent der Anlegerstimmen in einer fondsbezogenen Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Über einen eigenen Anwalt beschlossen sie schon Ende Dezember Bedingungen für einen starken und funktionierenden Beirat. Der besonders aktive Anleger dort ist nun auch einer der Initiatoren der produktübergreifenden Interessengemeinschaft und wird seine Erfahrungen mit einbringen.

Kommen wir noch zu einem besonderen Sorgenkind, den Leo III. Hier wurde vor ein paar Wochen von Ralf Schamberger ein Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt. Das Gericht hat dem aber nicht entsprochen und ein vorläufiges Regelinsolvenzverfahren eingeleitet. Viele AnlegerInnen sind aus allen Wolken gefallen, als sie davon erst im Nachhinein erfahren haben, denn bis zum Schluss sollte die Rückzahlung zum Ende 2021 plangemäß erfolgen. Was ist denn hier los?
Das ist ein Paradebeispiel an Missmanagement und Eigenbrödelei. Dass sich Herr Schamberger und Frau Grieseler für nichts zu schade sind und die Anlegerinteressen mit Füßen treten, zeigt die in Bezug auf Leo III geführte Kommunikation und die damit einhergehenden Machenschaften. Der Antrag auf Eigenverwaltung ist an Dreistigkeit und Chuzpe kaum zu überbieten und für mich Beleg der vorherrschenden sowie schon chronischen Hybris. Ein Antrag auf Eigenverwaltung hat per se statistisch wenig Aussicht auf Erfolg, wird in Nürnberg sehr restriktiv behandelt und wurde bislang in keinem mir bekannten vergleichbaren Fall stattgegeben. Dagegen steht ein erheblicher Kostenaufwand für Antragsschrift und Gutachten, der nun als Schuss in den Ofen zulasten der Anleger zu verbuchen ist. Wenn ich zudem sehe, dass den Anlegern mit Schreiben des Herrn Schamberger vom 19. November 2021 noch vorgegaukelt wurde, dass alles in Ordnung sei, sprich die Rückzahlungen am 31. Dezember 2021 gesichert seien, ist das im zeitlichen Kontext der Vorgänge, die Herr Schamberger bis zu seinem Insolvenzantrag bewältigte, doch schon sehr abenteuerlich. Der mir vorliegende Insolvenzantrag hat weit mehr als 100 Seiten. Das bereitet man nicht über Nacht vor. Vor allem ist ein Gutachten enthalten, welches nicht einfach über Nacht erstellt wird. Aus meiner Sicht lassen die zeitlichen Zusammenhänge und die Vorbereitung dieses Insolvenzantrages sehr stark darauf schließen, dass mit der damaligen Information im November für die Geschäftsführung bereits feststand, den Weg in die Insolvenz zu gehen. Ich gehe davon aus, dass die Weichen im November schon gestellt wurden, damit der Antrag noch rechtzeitig im Dezember fertig gestellt und eingereicht werden kann. Mit anderen Worten wurden die Anleger meiner Meinung nach bewusst falsch und unzutreffend sowie vor allem unvollständig informiert! Dass die Anleger über diese Insolvenz dann von Herrn Schamberger nicht zeitnah und bis heute auch nicht angemessen informiert wurden, zeigt, mit welcher Dreistigkeit hier ans Werk gegangen wird.

AnlegerInnen von Leonidas tauschen sich intensiv auf Investmentcheck.Community aus

Bei einem plangemäßen Verlauf wird vermutlich im März/April vom Gericht ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet. Eventuell im Juni könnte dann die wegweisende erste Gläubigerversammlung stattfinden. Leonidas hat dafür bereits einen Rechtsanwalt empfohlen, der sie auf dieser Gläubigerversammlung kostenlos vertreten soll. Was raten Sie den AnlegerInnen hierzu?
Eine anwaltliche und vor allem kostenpflichtige Vertretung halte ich für nicht erforderlich. Die Forderungsanmeldung kann jeder Anleger für sich selbst vornehmen. Die Anleger werden vom Insolvenzverwalter mit bereits ausgefüllten Formularen angeschrieben, die durch die Anleger lediglich auf Richtigkeit und Vollständigkeit zu prüfen und dann zu unterschreiben sind. Dazu bedarf es nicht der Einschaltung eines Anwaltes. Wenn ich sehe, dass auf “Empfehlung” des bisherigen Managements nun die Kanzlei Mattil beauftragt werden soll, dann bestätigt das nur den roten Faden: Anlegerinteressen stehen nicht im Vordergrund. Betrachtet man dann noch den Abrechungsvorschlag der Kanzlei Mattil für die Forderungsanmeldung in Höhe einer 1,0 Gebühr, rate ich von einer Beauftragung in jedem Fall ab. Das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz sieht lediglich eine Gebühr in Höhe von 0,5 für die Forderungsanmeldung vor. Soweit eine Beauftragung und Bevollmächtigung bereits erfolgt ist, sollte über den Widerruf nachgedacht werden. Die IG Leo wird hierzu entsprechende Informationen auf ihrer Webseite www.ig-leo.de einstellen. Die Mehrheit in der Gläubigerversammlung sollte durch die Anleger selbst wahrgenommen werden. Hierzu ist die Interessengemeinschaft die richtige Plattform. Insbesondere muss die Mehrheit der Anleger dafür sorgen, dass der Gläubigerausschuss bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens durch im Interesse der Anleger handelnde Personen besetzt wird. Aktuell sitzen in diesem Ausschuss ausschließlich Personen, die durch die bisherige Geschäftsführung vorgeschlagen wurden.

Kommen wir zum Schluss noch zu den Basics der IG. Was kostet die Mitgliedschaft, wo können Betroffene weitere Informationen erhalten und wie wird man Mitglied?
Mitglied wird man durch einfache Beitrittserklärung. Kosten sind damit nicht verbunden. Seit dem “Roll-Out” der Anlegergemeinschaft glühen die Postfächer und wir sind nicht zuletzt auch mit Blick auf das überragende und von vielen geäußerte positive Feedback zuversichtlich, dass wir die Dinge nun im Sinne aller Anleger in die richtigen Bahnen leiten und vor allem erstmals Transparenz schaffen können.

Sehr geehrter Herr Wittmann, ich bedanke mich für das Gespräch.
Vielen Dank auch an Sie und für Ihre Arbeit auf investmentcheck.de. Durch Ihre objektive Berichterstattung, Ihre qualifizierten Recherchen und wegen der von Ihnen geschaffenen Möglichkeit eines direkten Austauschs der Anleger in Ihrem Forum haben Sie einen gewichtigen Baustein, wenn nicht gar das Fundament für die jetzt ins Leben gerufene Interessengemeinschaft gelegt.

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