Schwarmrecherche beim Schwarmfinanzierer

KW 07/2022: Kommentar von Stefan Loipfinger

Liebe Leserinnen und Leser,

wow, selten bin ich so begeistert, wie ich es derzeit bei Leonidas bin. Letzte Woche habe ich Ihnen von dem Interview mit Herrn Wittmann berichtet, dem Sprecher der IG-LEO. Am Newsletter-Tag habe ich dann das Interview mit HTB zusammengeschrieben, welches ich Ihnen vor einer Woche angekündigt habe. Nachdem ich fast fertig damit war kam dann der Anruf von HTB, das Interview sei überholt und wird zurückgezogen. Hintergrund dafür ist, dass das neue Leonidas-Fondsmanagement ihre Warnung vor der IG-LEO zurückgenommen hat. Der von HTB als schwerwiegend eingestufte Interessenkonflikt von Herrn Wittmann sei aufgelöst worden, weil alle Stimmrechtsvollmachten nur von AnlegerInnen ausgeübt werden. Die IG-LEO ist nun endgültig zum Game-Changer geworden. Ein Rudel von Löwen wird eben mehr gefürchtet als einzelne Leos.

Wenn ich vom Rudel spreche, denke ich auch an den Schwarm von AnlegerInnen, die bei Exporo Großartiges vollbrachten. Der Kollege Christian Kirchner von Finanz-Szene kommentierte es als „Schwarmrecherche beim Schwarmfinanzierer“. Man könnte es auch als Schwarmintelligenz zusammenfassen. Gemeint sind die Vorgänge um das Exporo-Funding „Am Hamburger Stadtpark“, die sich die letzten Wochen in dem Anlegerforum Investmentcheck.Community ereigneten. Da bei diesem Crowdinvestment erhebliche Ausfälle drohen, fingen ForumsteilnehmerInnen an zu recherchieren. Je mehr sie fanden, desto intensiver wurde weitergesucht. Am Ende war die Faktenlage so erdrückend, dass sie sich zu einer Klagegemeinschaft zusammenschlossen. Jetzt ist ein Anwalt damit beauftragt, deren Rechte einzufordern. Ich bin kein Jurist, aber als erfahrener Laie würde ich sagen, dass sie gute Chancen haben.

Exporo hat den AnlegerInnen beim Funding Am Hamburger Stadtpark eine hohe Sicherheit versprochen
Die von Exporo als Highlights verkaufte Sicherheiten verhindern wohl keinen Kapitalverlust
Quelle: Expose von Exporo vom 7. März 2019

Damit endet nun aber meine Begeisterung, denn diese Woche gab es fünf weitere Insolvenzanträge bei Green City. Drei davon betreffen Emittenten von Mittelstandsanleihen, bei denen ein Volumen von 116 Millionen Euro aussteht. Noch tue ich mir schwer einzuschätzen, wie tief die Probleme dort greifen und wie groß am Ende der Schaden sein könnte. Statt Begeisterung habe ich aber die Hoffnung, dass die eingekauften Projekte „nur zu teuer“ und keine völligen Katastrophen sind.

Bleiben Sie am Ball.

Ihr

Stefan Loipfinger

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