Berauschende Investments

KW 13/2022 – Kommentar von Stefan Loipfinger

Liebe Leserinnen und Leser,

in den letzten Tagen habe ich mich mehrfach mit Cannabis beschäftigt. Nein, keine Sorge, mir ging es nicht um den eigenen Konsum, sondern um Anlagemöglichkeiten in dieses faszinierende Hanfgewächs. Mir schickte ein Finanzberater einen Flyer zu, mit dem er als Vermittler für die Schweizer Firma Cannerald gewonnen werden sollte. Sieben Prozent Abschlussprovision des Kaufpreises von 2.320 Euro pro Cannabispflanze wurden ihm geboten. Noch überzeugender ist für manche Finanzvermittler vielleicht die Bestandsprovision von sieben Prozent der Ernte.

Auf Anfrage teilte der Unternehmenschef mit, Cannerald biete keine Investments an. Man könne nur ein Asset kaufen. Seine Firma aus dem schweizerischen Pfäffikon würde sich darum kümmern und auch die Ernte übernehmen. Da es seine Pflanzen sind, entscheidet der Kunde, ob er die Ernte verkauft oder sich liefern lässt. Mir liegt ein Flyer vor, der 7,56 Prozent Jahresperformance verspricht. Cannerald bestreitet, diesen erstellt zu haben. Vielleicht war es ja ein Kunde, der unautorisiert das Werbematerial erstellte, während er von der gelieferten Ernte euphorisiert war.

BaFin warnt vor dem Funding der Crowdplattform Investkonzepte
BaFin warnt vor dem Funding der Crowdplattform Investkonzepte
Bild: Auszug aus dem Greenpaper von JuicyFields

Ähnliches frage ich mich bei der Crowd-Plattform der Grünwalder Investkonzepte. Vorgestern hat die BaFin eine Warnung ausgesprochen, weil Anhaltspunkte für den Verkauf von Nachrangdarlehen ohne Verkaufsprospekt über die Internetseite juicyfields.crowddesk.io vorliegen. Sechs Millionen Euro sollen über diese weltweit führende „Cannabis Crowdgrowing Platform“ gesammelt werden. Wer high genug ist, der glaubt vielleicht der Werbebotschaft, dass 99 Prozent der Risiken abgesichert sind.

Bleibt mir noch eine Nachricht, die ich Ihnen ebenfalls mitgeben möchte. Anno-August Jagdfeld hat mit seiner Klage gegen Signal-Iduna nun auch in zweiter Instanz verloren. Der Fundus-Chef wollte einen dreistelligen Millionenbetrag Schadensersatz wegen angeblichem Rufmord durch die Versicherung. Wenn ich das im nüchternen Zustand betrachte, dann dürfte sein Ruf schon lange vor dem behaupteten Rufmord durch die miserablen Ergebnisse vieler Fundus-Fonds ramponiert gewesen sein. Weil das OLG eine Revision nicht zugelassen hat, will Jagdfeld nun über eine Nichtzulassungsbeschwerde seine Resthoffnung auf einen Geldsegen erhalten. Ob hier auch irgendwelche Rauschmittel im Spiel waren?

Bleiben Sie nüchtern.

Ihr

Stefan Loipfinger


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