Probleme werden größer

Investmentcheck-News KW 18/2022: Editorial von Stefan Loipfinger

Liebe Leserinnen und Leser,
ich liebe den Blick von oben. Privat gilt das für meine Bergwanderungen. Beruflich versuche ich die Dinge von der Vogelperspektive, statt mit einer Detailverliebtheit zu betrachten. Und da wird mir immer schummriger, wenn ich auf die anrollende Welle von erkennbaren Problemen blicke.

Das beginnt bei den Schwarmfinanzierungen. Im Anlegerforum Investmentcheck.Community vergeht fast kein Tag, an dem nicht wieder jemand von einer verschobenen Rückzahlung berichtet. Vor allem bei Immobilien kippt die Stimmung gerade massiv. Und das geht dann schnell, weil viele Finanzierungen auf eine einbahnstraßenartige Aufwärtsentwicklung der Märkte setzten, was bei kleineren Störungen schon zu nennenswerten Problemen führt.

Statt Geld vom Staat, droht nun der Verlust des eigenen Vermögens
Statt Geld vom Staat, droht nun der Verlust des eigenen Vermögens
Quelle: Collage von Bildern der WSW-Homepage

Oder nehmen wir die WSW WohnSachWerte eG. 12.000 Genossinnen und Genossen sind hier offenbar gnadenlos über den Tisch gezogen worden. Einige der Protagonisten kannte ich namentlich schon von anderen Fällen auf meiner persönlichen Watchlist. Ich bin gespannt, was die bereits involvierte Staatsanwaltschaft aus den Unterlagen herausholt, die bei der Vollstreckung von 39 (!) Durchsuchungsbeschlüssen zusammengetragen wurden. Die Berge vor meiner Haustür sind vermutlich klein im Vergleich zum Berg an Arbeit für die Ermittler.

Und auch für einige Insolvenzverwalter ist die Arbeit mehr geworden. Bei der Deutschen Lichtmiete und bei UDI kam es letztens zu verschiedenen Insolvenzeröffnungen. Ein vorläufiges Insolvenzverfahren wurde nun ebenfalls bei der Holding der Deutsche Lichtmiete-Gruppe eingeleitet. Abzuarbeiten ist auch noch einiges bei MCE. Eigentlich ein längst als erledigt abgestempeltes Thema mit Schiffsbeteiligungen. Aber die vom Insolvenzverwalter geforderten Rückzahlungen von erhaltenen Ausschüttungen schaffen Klärungsbedarf. Dazu passt ein Urteil des Landgerichts München I von gestern. Die Richter erklärten bei Wirecard die Jahresabschlüsse 2017 und 2018 für nichtig, weshalb die Dividenden zu Unrecht bezahlt wurden. Zum Glück waren die Auszahlungen damals noch klein, aber die Nichtigkeitsklage könnte in anderen Fällen noch zum großen Problem werden.

Behalten Sie den Überblick.

Ihr

Stefan Loipfinger


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