HTB greift Leonidas-AnlegerInnen an

Zerwürfnis wird zunehmend offensichtlich

Im November 2021 verkündete die HTB die Übernahme von zwölf Leonidas-Fonds. Man wäre kurzfristig gebeten worden als neutraler Sachverwalter das Fondsmanagement zu übernehmen. Ralph Veil von der Kanzlei Mattil habe die Umstrukturierung als Anlegervertreter begleitet. Rund 8.000 AnlegerInnen hofften auf Besserung für ihre 150 Millionen Euro Eigenkapital. Eine Hoffnung, die sich gerade in Luft auflöst. Denn der Fondsgeschäftsführer Mark Hülk erhebt schwere Vorwürfe gegen aktive AnlegerInnen und Fondsbeiräte. Es wird von Behinderung bei der Aufklärung von dubiosen Zahlungsvorgängen geschrieben. Für die HTB sei weiterhin nicht ersichtlich, dass sich die Beiräte mit den bisher übersandten Übersichten und Vertragsunterlagen auseinandergesetzt hätten. Die Interessensgemeinschaft IG-Leo hat dies in einer Stellungnahme richtiggestellt und umgekehrt Vorwürfe erhoben.

Vorgeschichte. Zur Einordnung der möglichen Hintergründe kann ein Blick auf die Vorgänge im Herbst letzten Jahres helfen. Damals eskalierte der Streit zwischen den früheren Geschäftspartnern Antje Grieseler, Ralf Schamberger und Max Hug. Ralph Veil von der Kanzlei Mattil erkannte dies als Chance für seinen Geschäftspartner Dr. Wolfgang Wiesmann von der HTB. Denn Ralph Veil, Peter Mattil und Dr. Wolfgang Wiesmann sind Partner in der zwischenzeitlich in Liquidation befindlichen VMW Rechtsanwalts GmbH. Es sollte ein guter Deal für Alle werden. Antje Grieseler und Ralf Schamberger freuten sich, die Fonds an die HTB zu übergeben. Es sei ihnen leichtgefallen, das Fondsmanagement nach „kurzfristigen und intensiven Verhandlungen“ abzugeben. Auch Grieseler und Schamberger betonten in ihrer Pressemitteilung die Begleitung des Vorgangs durch Rechtsanwalt Veil.

Diese zwölf Fonds mit 150 Millionen Euro von rund 8.000 AnlegerInnen hat die HTB von Leonidas übernommen
Diese zwölf Fonds mit 150 Millionen Euro von rund 8.000 AnlegerInnen hat die HTB von Leonidas übernommen
Quelle: Zusammenstellung der zwölf Prospektcovers

Gesellschafterversammlungen. Auf Initiative der IG-LEO fanden im Juni für zahlreiche Leonidas-Fonds außerordentliche Gesellschafterversammlungen statt. Die von AnlegerInnen gegründete Interessensgemeinschaft setzte dabei die Installierung starker Beiräte durch. HTB begrüßte diese Anlegervertretungen, um mit einem offiziellen Gremium wichtige Entscheidungen abstimmen zu können. Doch nach wenigen Monaten ist die laut HTB „nicht konfliktfreie“ Zusammenarbeit offenbar gescheitert. Einen Beirat hat die HTB per Anwaltsbrief zur Amtsniederlegung aufgefordert. Sogar finanzielle Zuwendungen von Dritter Seite wurden unterstellt. Angeblich hätte der Beirat vertrauliche Unterlagen an Max Hug weitergleitet, was für die HTB „vollkommen unerträglich und an Unzumutbarkeit kaum noch zu überbieten“ sei. Die anderen Beiräte haben sich hinter den angegriffenen Kollegen gestellt und seine Abberufung abgelehnt. Weder sei die besagte Mail an Max Hug verschickt worden noch seien darin für die Fonds schädliche Informationen enthalten gewesen.

HTB-Vorwürfe. Das ganze eskalierte jetzt in einer Mail von Fondsgeschäftsführer Mark Hülk an tausende Leonidas-AnlegerInnen, in der er erhebliche Interessenskonflikte bei der IG-Leo adressierte: „Insoweit haben wir die Vermutung, dass es der ‚IG-Leo‘ nicht um die Vertretung von Anlegerinteressen allgemein gehen könnte, sondern um die Vermeidung der Durchsetzung von Ansprüchen Ihrer Fondsgesellschaft gegen ‚befreundete‘ Parteien.“ Den Beiräten und IG-Mitgliedern wird eine Behinderung der Geschäftsführung bei der Aufarbeitung von „Ungereimtheiten“ im Gesamtvolumen von 17,5 Millionen Euro vorgeworfen. HTB möchte das Geld für die AnlegerInnen zurückholen und stellt sogar strafrechtliche Vorwürfe in den Raum. Man würde anwaltlich prüfen lassen, ob aufgedeckte Ungereimtheiten einer eigenständigen Überprüfung durch die Staatsanwaltschaft zuzuführen sind: „Hierbei werden Ermittlungen gegen alle ehemaligen in der Vergangenheit tätigen Verantwortlichen in Betracht gezogen, also auch gegen die Treuhandgesellschaft, den Mittelverwendungskontrolleur oder auch ehemalige Geschäftsführer und Vorstände, die die erwähnte Vermögensverschiebung zu Lasten der Fondsgesellschaft zu verantworten haben.“ Im Journalismus nennt man so etwas Verdachtsberichterstattung, die immer eine Stellungnahme der Gegenseite erfordert. Vorverurteilungen sollen zu Recht verhindert werden, was HTB aber nicht zu stören scheint. Obwohl sie diese heftigen Vorwürfe seit Jahresanfang(!) immer wieder betont, ist bis heute noch nicht einmal eine Strafanzeige erfolgt. Geschweige denn hat eine Staatsanwaltschaft entschieden Ermittlungen aufzunehmen. Weiterhin ist unklar, ob es je zu einer Anklage kommt und ob diese von einem Strafgericht zugelassen wird. Und noch weiter entfernt ist eine mögliche gerichtliche Verurteilung, die HTB als Vorverurteilung mantraartig verbreitet.

IG-Stellungnahme. Man sei geschockt und verstehe die von Fondsgeschäftsführer Mark Hülk betriebene „Agitation“ nicht, der eine sachliche Grundlage fehle (zur vollständigen Stellungnahme). Es wäre völlig „absurd“ zu behaupten, dass die zum Teil sehr erheblich beteiligten IG-Gründer kein Interesse an begründeten Schadensersatzansprüchen hätten. Klingt nachvollziehbar, genauso wie die von HTB offenbar bisher nicht beantworteten Fragen. Man sei besorgt, dass die HTB ein „falsches Spiel“ betreibe. Den von der IG-Leo aufgeworfenen Fragen nach unerlaubten Darlehensvergaben werde nicht nachgegangen. HTB habe pflichtwidrig Zwangsvollstreckungsmaßnahmen gegen die Treuhandgesellschaft betrieben und in Kommanditanteile von AnlegerInnen Pfändungsmaßnahme ausgebracht, um die HTB-eigene Deutsche Fondstreuhand GmbH in Stellung zu bringen. Weiterhin wird HTB von der IG-Leo unterstellt, sie nehme „anstaltslos hin, dass statt der prospektierten Vergütung von gut 5 Mio. Euro/Jahr, nach wie vor mehr als 10 Mio. Euro/Jahr Umsatz über das Grieseler-Firmengeflecht auf französischer Ebene einkassiert werden“.

AnlegerInnen von Leonidas tauschen sich intensiv auf Investmentcheck.Community aus

Zweite Komplementärin. Wer nun noch nach der Erklärung sucht, warum gerade jetzt der Streit eskaliert, der findet dazu einen plausiblen Hintergrund in dem Verlagen nach zweiten Komplementärgesellschaften für die Fonds. Dazu hat die IG-Leo letzte Woche die Beiräte von elf Fonds aufgefordert, außerordentliche Gesellschafterversammlungen zur Einsetzung einer Parallelkomplementärin einberufen zu lassen. Das will die HTB offenbar unbedingt verhindern, obwohl die zweiten persönlich haftenden Gesellschaften im Eigentum der Fonds und damit der AnlegerInnen selbst sein sollen. Hintergrund ist laut der IG-Leo auch, dass die von der HTB übernommenen Komplementärgesellschaften eigentlich in die Unregelmäßigkeiten verstrickt sind und deshalb deren Verantwortung ebenfalls aufzuarbeiten ist. Denn bisher fehlen in der von den HTB-Anwälten aufgestellten langen Liste der Beschuldigten die Komplementärgesellschaften.

Loipfinger’s Meinung. Seit vielen Monaten werden von HTB mir gegenüber immer wieder die strafrechtlichen Vorwürfe gegen zahlreiche Leonidas-Verantwortliche betont. Schon Anfang dieses Jahres wurde die Einberufung einer Pressekonferenz überlegt, die dann nie stattfand. HTB lehnt sich hier sehr weit aus dem Fenster. Offenbar bindet das Thema auch enorme Ressourcen, worunter die Arbeit für das eigentliche Fondsmanagement leidet. Die Kommunikation ist nicht besser geworden. Versprechen auf den außerordentlichen Gesellschafterversammlungen wurden nicht eingehalten. Und vor allem sind die Ergebnisse der Fonds immer noch schrecklich und niemand weiß eigentlich, woran das liegt. Wenn die Beiräte deshalb viel von einer HTB fordern, dann sollte diese demütig liefern. Es ist das Geld der AnlegerInnen, von dem die Gehälter der HTB-Chefs bezahlt werden. Wer als Fondsmanager das Tischtuch mit den AnlegerInnen zerschneidet, der hat nicht verstanden, in wessen Dienst er steht. Wolfgang Wiesmann sollte vielleicht mal überlegen, ob er den Ruf von HTB über die Leonidas-Fonds hinaus riskiert. Der Einsatz bei diesem Pokerspiel ist sehr hoch.

Service. Wenn Sie über Leonidas mit anderen AnlegerInnen diskutieren wollen, dann können Sie sich gerne im Forum Investmentcheck.Community eintragen. Die Registrierung ist kostenlos und kann Ihnen weitere Erkenntnisse für Ihre Anlageentscheidungen liefern. Sofern Sie regelmäßig an Informationen von Investmentcheck interessiert sind, können Sie sich hier für den kostenlosen Newsletter anmelden. Sie erhalten dann wöchentlich eine entsprechende Mail.

Bisherige Berichterstattung zu Leonidas.
– verschiedene Erwähnungen in den wöchentlichen Editorials, beispielsweise zu den Leonidas-Gesellschafterversammlungen in Nürnberg
– 23. September 2022: Zweite Kompementärin für Leonidas-Fonds
– 10. Februar 2022: Die Löwen kämpfen um ihr Geld
– 5. November 2021: Regierungswechsel bei Leonidas
– 22. September 2021: Fragwürdiges Vetorecht für den Anlegerbeirat
– 1. Mai 2021: Anleger wollen Informationen
– 19. März 2021: Treuhänder wehrt sich
– 3. Dezember 2020: Streit um die Anlegerverwaltung
– 9. Oktober 2020: Umbruch bei Leonidas
– 15. September 2020: Undurchsichtige Verkaufsabsichten
– 21. Juli 2020: Dramatische Ausschüttungslücken

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