Von absolut verlässlich bis zu hochgradig unseriös

Investmentcheck-News KW 41/2022 – Editorial von Stefan Loipfinger

Liebe Leserinnen und Leser,
diese Woche rief mich Christoph Kahl von Jamestown an. Wir kennen uns seit über 25 Jahren und er wollte mir persönlich mitteilen, dass er im Alter von 68 und nach 45 Berufsjahren nun seine Nachfolge regelt. Jamestown ist nicht nur einer der größten Anbieter geschlossener Fonds, der Spezialist von US-Immobilien ist auch einer der Besten. Bei den bereits aufgelösten Angeboten investierten AnlegerInnen drei Milliarden US-Dollar und bekamen über sechs Milliarden US-Dollar zurückbezahlt.

Neuer Partner mit 50 Prozent der Anteile ist die börsennotierte Simon Property Group. Die anderen 50 Prozent gehören zur Hälfte weiterhin den Eheleuten Kahl und zur anderen Hälfte verschiedenen leitenden Mitarbeitern. Kahl war wichtig, dass Jamestown mit dieser paritätischen Gewichtung weiter auf Augenhöhe die Interessen der AnlegerInnen vertreten kann. Ich finde diese vorsichtige Denkweise sehr sympathisch, auch wenn Simon einen guten Ruf vorweisen kann. Ein vollständiger Verkauf der Gruppe hätte mit Sicherheit einen deutlich höheren Verkaufspreis bedeutet. Aber dann wäre zu Recht die Frage aufgetaucht, ob Simon die Interessen der Aktionäre vielleicht wichtiger sind als die der deutschen Jamestown-AnlegerInnen. Das wollte Kahl vermeiden. Außerdem bleibt er als Board-Mitglied der Jamestown L.P. weiterhin dem Unternehmen in anderer Rolle verbunden.

Steiner + Company Organigramm: Recherchen im Handelregister
Steiner + Company Organigramm: Recherchen im Handelregister

Und noch von einem zweiten Unternehmensverkauf möchte ich heute berichten. Dr. Illya Steiner hat kürzlich die Steiner + Company GmbH & Co. KG sowie auch die S + C Treuhandgesellschaft mbH an einen Horst Gerhard Weißenberg abgegeben. Das Gefühl von Verantwortung für das Geld von AnlegerInnen dürfte dabei keine Rolle gespielt haben. Denn wenn ich mir den Käufer so ansehe, dann ist das wohl eher eine Entsorgungsaktion. Viel wird die Jupiter Unternehmensberatung UG nicht bezahlt haben, denn die letzte im Bundesanzeiger abrufbare Bilanz von 2018 zeigt bei 16.400 Euro Bilanzsumme eine Überschuldung. Deren Mutter, die Liason Nederland B.V. ruft bei Bremer Handwerkern wegen unbezahlter Rechnungen Wutanfälle hervor. Wer wiederum deren Gesellschaftsanteile hält, ist mir nicht gesichert bekannt. Laut einer Unternehmensdatenbank soll es sich um die Berliner Hanse Development GmbH handeln. Das klingt auch aufgrund anderer Verbindungen plausibel. Über 50 Seiten habe ich in einer gutachterlichen Stellungnahme zusammengetragen, um die Vorgehensweise der neuen Macher zu verstehen. Ohne Grund möchte ich schließlich nicht den Verdacht einer Entsorgung verbreiten.

Choose your partners wisely.

Ihr
Stefan Loipfinger

P.S.: Mehr zu Steiner + Company ist im Forum investmentcheck.community nachlesbar.


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