Leonidas und die Insolvenz der THD Treuhanddepot

13-14/2023: Wöchentlicher Kommentar von Stefan Loipfinger

Liebe Leserinnen und Leser,
diese Woche erlebten wir mit den deutschlandweiten Warnstreiks, welche indirekten Auswirkungen eine Inflation von bis zu zehn Prozent hat. Klar wollen die Gewerkschaften einen Inflationsausgleich für ihre Mitglieder. Ich verstehe das, auch wenn damit eine Lohn-Preis-Spirale angestoßen werden kann, die wir nur schwer wieder in den Griff bekommen. Zumal die Notenbanken wegen der Bankenkrise, die es ja angeblich nicht gibt, gerade alle guten Vorsätze über Bord werfen und wieder fleißig Geld in die Märkte pumpen.

Ich habe hohe Inflationszahlen noch nicht erlebt und kenne die negativen Folgen nur aus volkswirtschaftlichen Büchern. Deshalb werde ich mich die nächsten Wochen auf Studienreise nach Argentinien begeben. Dort wurden zuletzt 102,5 Prozent Inflationsrate gemeldet. Das wird uns hoffentlich erspart bleiben, aber die Folgen vor Ort zu erleben wird sicherlich spannend. So wie es bestimmt auch für Sie spannend wird, wenn die drei April-Ausgaben dieses Kommentars Kerstin Kondert vom Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz übernimmt. Sie hat einen eigenen Kopf und wird meine Sichtweise durch andere Blickwinkel bereichern. Ich hoffe nur, dass Sie mich ab Mai dann wieder zurückhaben wollen.

Rückbau der quantitativen Lockerung weitgehend aufgegeben
Rückbau der quantitativen Lockerung weitgehend aufgegeben – Quelle: federalreserve.gov

Als letzte News möchte ich Sie noch über die Einleitung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens bei der THD Treuhanddepot informieren. Das ist die Gesellschaft, die bei der Deutschen Lichtmiete die Assets der AnlegerInnen sichern sollte. Das hat bekanntlich nicht funktioniert. Spannend ist nur, dass Martin Retsch als „Urheber der Sicherung über einen Mieteinnahmenpool“ nun bei der Re:Fonds (vormals HTB Renewable) als Sanierer der Leonidas-Fonds ins Boot geholt wurde. Der ebenfalls neu engagierte PR-Berater Jürgen Braatz (unter anderem auch für Solvium tätig) zitiert Retsch dazu in einer Pressemeldung, dass bei den Leonidas-Fonds in der Vergangenheit zum Schaden der Anleger offensichtlich große Fehler gemacht wurden: „Jetzt geht es darum, die Fehler aufzuarbeiten und zu korrigieren.“ Warum erst jetzt und nicht schon seit Ende 2021, als die Fondsgeschäftsführungen von der HTB-Gruppe übernommen wurden? Oder meinte er mit der Vergangenheit sogar die Zeit, in der die HTB-Gruppe die Fondsverwaltung übernahm? Mir fehlt der Glaube, dass ein Kapitalanlagenvermittler mit Erfahrungen aus Beiratsmandaten gegen den Willen der breiten Masse an AnlegerInnen hier noch etwas bewegen kann. Wenn Re:Fonds (HTB) mit dieser Maßnahme versucht, die Rauswurfbeschlüsse der AnlegerInnen zu unterlaufen, dann würde ich das als misslungene Verzweiflungstat bezeichnen.

Ein frohes Osterfest wünscht Ihnen

Ihr
Stefan Loipfinger

P.S.: Nachträglich noch ergänzt: JAFFE zieht ALLE Anfechtungsansprüche bei P&R zurück! Vorhin erreichte mich eine Nachricht, die ich so auch erwartet habe. Aber nun ist es offiziell, dass Jaffé die Anfechtungen bei P&R beendet. Jaffé hat geschrieben: „Auf der Grundlage der ausführlichen begründeten Entscheidung des Bundesgerichtshofs und nach Abstimmung mit den Gläubigerausschüssen wurde das letzte noch anhängige Nichtzulassungsbeschwerdeverfahren ebenso beendet wie die übrigen zur Verjährungshemmung eingeleiteten Prozesse.“

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