56 Project-Investments sind insolvent

Insolvenzlawine bei den Projektgesellschaften von Project

Für mehr als 30.000 AnlegerInnen und rund 1.800 WohnungskäuferInnen geht die Zitterpartie bei der Project-Gruppe weiter. In einer Pressemitteilung hat der vorläufige Insolvenzverwalter bei verschiedenen Unternehmen der Project-Gruppe nun verkündet, dass 56 der 118 Projektgesellschaften Insolvenzanträge gestellt haben. Doch damit ist das Ende noch nicht erreicht, wie Volker Böhm von Schultze & Braun schreibt: „Weitere Insolvenzanträge von Projektgesellschaften sollen folgen.“

Pressemeldung. Unter den betroffenen 56 Firmen sind laut Böhm 33 Projektgesellschaften mit laufenden oder nahezu abgeschlossenen Bauprojekten: „Bei den übrigen Gesellschaften, die Insolvenzantrag gestellt haben, handelt es sich um reine Grundstücksgesellschaften oder Altgesellschaften, deren Bauprojekte bereits vollständig abgeschlossen sind.“ Was das konkret bedeutet, bleibt derzeit offen und ist je nach Einzelfall individuell zu beurteilen. Ganz allgemein erklärt Böhm, dass bereits Investoren und Generalunternehmer Interesse bekundet hätten, bei der Fertigstellung der Bauprojekte zu unterstützen: „Viele der Projekte sind bereits weit fortgeschritten, sodass hier eine Fertigstellung in absehbarer Zeit möglich ist, wenn die Finanzierung gesichert ist. Aber auch für Projekte in früheren Baustadien kann es Lösungen geben. Wir stehen bereits mit potenziellen Vertragspartnern in Gesprächen. Sobald wir hier konkrete Lösungen erarbeitet haben, werden auch die Käufer detailliert unterrichtet.“ Auch für die PROJECT Immobilien-Gruppe gäbe es laut Böhm inzwischen erste Interessenten.

Eine Insolvenzlawine rollt über die Fondsassets, also die Projektgesellschaften der Project-Gruppe
Eine Insolvenzlawine rollt über die Fondsassets, also die Projektgesellschaften der Project-Gruppe

Die Fondsstruktur. Um die Bedeutung der Insolvenzen verstehen zu können, ist es wichtig, die typische Struktur der Fonds zu kennen. AnlegerInnen habe sich als Kommanditisten an einer Fondsgesellschaft beteiligt und dort als Einmaleinlage oder über einen Ratensparplan Geld investiert. Die Fondsgesellschaften haben das Kapital wiederum an eine oder manchmal zwei Zwischengesellschaften weitergegeben. Von hier ist das Geld dann an verschiedene Projektgesellschaften geflossen. Dort wickelte Project unter Einschaltung verschiedener Unternehmen der Immobiliengruppe den Grundstückskauf, die Planung, den Bau sowie auch den Verkauf der Wohnungen oder Gewerbeeinheiten ab. Typisch ist eine breite Streuung pro Fonds auf sehr viele Projektgesellschaften, so dass umgekehrt bei den nun insolventen Projektgesellschaften oft zehn oder mehr Fonds beteiligt sind. Auch die älteren Fonds sind davon nicht verschont, da Rückflüsse aus in guten Zeiten erfolgreich realisierten Immobilienentwicklungen in neue Projekte reinvestiert wurden.

WohnungskäuferInnen. Bei den FondsanlegerInnen, die zwar Schäden aus den insolventen Assets erleiden werden, sind deren Vertragspartner in Form der Fondsgesellschaften nicht insolvent. Die KäuferInnen von Wohnungen verlieren allerdings in den von den Insolvenzen betroffenen Fällen einen verlässlichen Vertragspartner. Wie schlimm sich das am Ende auswirken wird, ist pauschal nicht zu beantworten, da es individuell vom Bautenstand abhängt. Es sind auch nicht alle Projektgesellschaften insolvent, so dass manche KäuferInnen weiter einen solventen Vertragspartner haben.

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Loipfinger’s Meinung. Der die Lawine auslösende Insolvenzantrag bei der Project Immobilien Management GmbH hat nun auch die Ebene der Projektgesellschaften erreicht. Das war absehbar, denn der Generalunternehmer spielt natürlich die zentrale Rolle in dem gesamten Konstrukt. Dass bei den insolventen Projektgesellschaften aber im Grunde jedes Entwicklungsstadium von der Planung über den Bau bis zur Fertigstellung dabei ist, erfordert eine sehr individuelle Ursachenforschung. Auch die bisher bekannte Zahl ermöglicht noch keine Grobeinschätzung auf die Auswirkungen der Fonds, denn eine nicht näher bezifferte Anzahl weiterer Insolvenzanträge wird noch kommen. Mit den bereits bekannten Namen werde ich eine Gewichtung über die damit betroffenen Fonds vornehmen und mit Bekanntgabe weiterer Insolvenzanträge jeweils aktuell im Forum Investmentcheck.Community berichten.

Service. Wenn Sie bei PROJECT an tiefergehenden Recherchen pro Fonds beziehungsweise pro Projektgesellschaft interessiert sind und eventuell auch mit anderen AnlegerInnen diskutieren wollen, dann können Sie sich gerne im Forum Investmentcheck.Community eintragen. Die einfache Registrierung ist kostenlos, ein Teil der Informationen ist allerdings nur für Mitglieder einer Informationsgemeinschaft zugänglich. Sofern Sie regelmäßig an Informationen durch den Blog Investmentcheck.de interessiert sind, können Sie sich hier für den kostenlosen Newsletter anmelden. Sie erhalten dann wöchentlich eine entsprechende Mail.

Bisherige Veröffentlichungen.
9. August 2023: Mehrere Insolvenzen bei der PROJECT-Gruppe: 30.000 AnlegerInnen sind verunsichert
14. August 2023: Nächster Schock für Project-AnlegerInnen: Die fünfte Insolvenz betrifft nun die Investmentsparte
Weitere Erwähnungen im wöchentlichen Kommentar von Stefan Loipfinger
11. August 2023: Insolvenzen beim deutschen TOP-10-Bauträger Project
18. August 2023: Pleitewelle bei Bauträgern wird zum Tsunami
1. September 2023: Systemtests auf verschiedenen Ebenen


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